1908 -
Berlin
: Süsserott
- Autor: Keuchel, Emil, Oberbach, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fachschule, Fortbildungsschule, Handelsschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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keine besondere Kolonisationsfähigkeit hat, besitzt Frankreich doch
ein Kolonialreich von mehr als 3,1 Mill, qkm und 25 Mill. Einwohnern.
Die Zahl der Franzosen ist daher in den einzelnen Kolonien auf-
fallend* gering. Der Grund für die Ausbreitung des Kolonialbesitzes
ist teilweise ein politischer: nach den Niederlagen von 1870/71
suchte das Volk Befriedigung seiner Ruhmsucht in der Erwerbung
weiter Gebiete herrenlosen Landes. Daneben ruht die französische
Kolonialpolitik auf den starken Handelsinteressen des Mutterlandes.
Die Kolonien stehen unter dem gleichen starken Zollschutz wie dieses.
Der Handel findet in ihnen keine „offene Tür", sondern der Haupt-
sache nach gehen nur Waren französischen Ursprungs ein. Auch die
zahlreichen englischen und deutschen Firmen handeln mit franzö-
sischen Waren, und der Anteil der Kolonien am Gesamthandel des
Mutterlandes beträgt reichlich ein Zehntel desselben. Die wichtigsten
französischen Kolonien liegen in Afrika und Asien; in Amerika zeugen
nur noch einige Reste von früherem Glänze, und die australischen
Besitzungen sind ihrer großen Entfernung wegen nur als Schiffahrts-
und Kohlenstationen von Bedeutung.
Das französische Kolonialreich umfaßt
1. In Afrika
a) Algier. Es ist die wirtschaftlich kräftigste Kolonie. Vom
Meere nach dem Süden hat man bei drei Bodenformationen auch
drei Wirtschaftsgebiete zu unterscheiden: Den „Teil" mit reichen
Gemüse-, Getreide- und Weinkulturen sowie bedeutendem Bergbau
auf Eisenerze, das Hochplateau (Haifagras) und die Sahara mit
einzelnen sehr fruchtbaren und Palmen tragenden Oasen. Der süd-
liche Teil, von vorgeschobenen Fremdenlegionär-Garnisonen gehalten,
wird teilweise durch künstliche Brunnen bewässert, und man hofft
ihn durch Bahnbauten (von Biskra, das mit Algier bereits verbunden
ist, ausgehend, quer durch die Sahara bis Timbuktu) der Be-
siedelung zu erschließen. Der am Meere gelegene Teil ist von Arabern
und Berbern gut bevölkert und besitzt in Algier, Bone, Oran wichtige
Häfen.
Der Handel Algeriens ist nicht unbedeutend (1905 Ein- und
Ausfuhr 572>5 Mill. M). Haupt a us fuhr gegenstände sind Wein,
Getreide, Tiere, Häute und Felle, Haifa- und Seegras, Datteln und
andere Früchte, Frühkartoffeln und Gemüse. An der Einfuhr ist
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