1908 -
Berlin
: Süsserott
- Autor: Keuchel, Emil, Oberbach, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fachschule, Fortbildungsschule, Handelsschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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3. Die Industrie, in der die Japaner schon Tüchtiges leisten,
ist dem Betriebe nach meist noch Hausgewerbe, jedoch haben sich
in verschiedenen Gewerbezweigen auch schon Großindustrien nach
europäischem Muster entwickelt. Die Textilindustrie in und
um Kioto verarbeitet Seide, Baumwolle und Hanf. Mechanische
Seiden- und Baumwollspinnereien (letztere mit 1,5 Mill.
Spindeln) haben Tokio und Osaka. Das Reisstroh wird zu
Sandalen, Packseilen, Borten und Matten geflochten (Bucht von
Osaka). Der Kunstsinn der Japaner betätigt sich besonders in der
Metallindustrie (Gefäße, Statuetten aus Bronze, Emailarbeiten),
der keramischen Industrie (Steingut und Porzellan in Kioto und
bei Nagaja), in eingelegten Arbeiten (Intarsien) und kunstvollen
Schnitzereien aus jedem Material. Infolge des ungeheuren Papier-
verbrauchs hat auch die Papierfabrikation Eingang gefunden. Die
Reinigung des Petroleums besorgen Petroleumraffinerien. Der
Stahlbereitung dienen moderne Werke in Osaka und dem Kriegs-
hafen Kure; Nagasaki hat große Schiffswerften. Viele Fabriken
betreiben die Herstellung von Zement, Seife und Fischguano, so daß
Japan sich auf manchen Gebieten bald von den europäischen Fabri-
katen unabhängig gemacht haben wird.
4. Handel und Verkehr. Dem Binnenhandel dienen die
vorzüglichen Land-, weniger die unbedeutenden Flußstraßen.
1872 begann Japan mit dem Bau von Eisenbahnen, und heute
sind bereits alle bedeutenden Orte durch Schienenwege (1906:
7855 km) sowie durch Telegraph und Telephon miteinander ver-
bunden. — Dem Außenhandel verschloß Japan ebenso wie China
lange Zeit seine Häfen. Als erste Europäer landeten gegen die Mitte
des 16. Jahrhunderts die Portugiesen (vgl. China!); ihnen folgten
im 17. Jahrhundert die Holländer, die auf einer Insel bei Nagasaki
eine Faktorei errichten durften, während die Annäherungsversuche
der Engländer und Russen vergeblich waren. Als sich endlich in
der Mitte des 19. Jahrhunderts die Abschließungspolitik als un-
haltbar erwies, schloß Japan zunächst mit der Union, dann auch
mit den andern Staaten (1861 mit dem Deutschen Zollverein)
Handelsverträge und öffnete nach und nach alle Häfen. Heute
unterhalten alle Nationen regelmäßigen Dampferverkehr mit Japan,
und dieses selbst verfügt über eine stattliche Handelsflotte. Sie be-
sorgt den Verkehr mit den Festlandshäfen von Ostasien, der Union,