1911 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Osbahr, Wilhelm, Eckardt, Paul
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Handelsschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
C1. Die Entstehung der Erdrinde und Gebirge und ihre wirtschaftliche Bedeutung, 15
stehen, so erhielten wir die Horstgebirge (Harz). Blieb eine Scholle stehen,
während die andere herabsank, so verschoben die gleichen Schichten sich in ihrer
Höhenlage zueinander (um einige cm bis zu mehreren Km), und wir erhielten
die im Bergbau so bedeutungsvollen Verwerfungen.
2. Durchbrnchgesteine. Auch die glüheud-flüssige Masse brach und bricht
heute noch, besonders an den Rändern der Gebirge (z. B. in den Anden
Amerikas), aus dem Erdinnern hervor und überlagert die Schichtgesteine,
häufig unter mehr oder weniger heftig auftretenden Erdbeben (Sizilien). Dieses
Gestein, das aus den Kratern der Vulkane quillt, heißt Durchbruch- oder
Eruptiv-Gestein und baut ganze Berge auf. (Vogelsberg.)
c) Die Neuzeit enthält die Braunkohlenformation (oder das Tertiär),
das ältere und jüngere Schwemmland (oder das Diluvium und Alluvium).
Die letzten beiden Formationen nennt man auch im Gegensatz zum Tertiär
das Quartär.
a) Gletscher. Eine große Rolle in der Entwicklung der Gebirgssormen
spielen in dieser Zeit die Gletscher. Auf deu Höhen der Gebirge und in der
Nähe der Pole ist die Tem-
peratur so niedrig, daß der
Schnee im Sommer in den
Tälern nicht mehr voll-
kommen schmilzt. So lagert
sich der „Neuschnee" auf die
liegen gebliebenen Massen
und übt auf diese einen
Druck aus, der die Schnee-
massen in Gletschereis um-
wandelt. Wir können uns
dieses biegsame, durchsich-
tige Eis herstellen, indem
wir im Winter einen
Schneeball sest zusammen-
drücken. Die Gletscher wan-
dern durch ihre Schwere
talabwärts und reißen da-
\\\ Glehscherbach
£
Abb. 2.
bei die ihnen an den Tal-
rändern sich entgegenstellen-
den Gesteine mit sich. (Rand-
moräne.) Tressen sich zwei
Gletscher in einem Tale,
so vereinigen sie sich, und
aus den inneren Rand-
moränen wird eine Mittel-
moräne.
Wenn der Gletscher noch
weiter talabwärts wandert,
gelangt er in wärmere Ge-
biete und schmilzt dann hier
ab. Dabei sinkt des mitge-
führte Geröll als Stirn-
moräne nieder und wird
von dem sich bildenden
Gletscherbach teilweise mit-
geführt. — Aber auch durch die Reibung am Talboden schmilzt das Gletscher-
eis und das Schmelzwasser tritt am Ende des Gletschers durch das Gletscher-
tor als Gletschermilch aus; das mitgeschwemmte Geröll heißt Grundmoräne.
Da das Gletschereis im Sommer am stärksten schmilzt, haben die Flüsse,
deren Quellen im Gletschergebiet liegen, einen sehr gleichmäßigen Wasser-
stand (Rhein).
ß) Das ältere Schwemmland hat eine besondere Entstehungsweise. Es
setzt sich in Nordeuropa größtenteils aus Moränenschutt zusammen, den
gewaltige Gletscher aus ihrem Wege von Skandinavien losgerissen und mit-