1911 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Osbahr, Wilhelm, Eckardt, Paul
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Handelsschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
B. Das Südwestdeutsche Becken. 39
lautern in das wirtschaftlich wichtigste Gebiet des Lothringischen Stufenlandes
(Saarbrücken-Metz), das auch durch das Nahetal eine Bahn zum Rhein entsendet.
3. Die Tiesebene. a) Lage und Größe. Zwischen dem Schweizer
Jura im 3., Hunsrück und Taunus im N. und zwischen den soeben betrachteten
Randgebirgen im 0. und W. erstreckt sich das Tal des mittleren Rheins in
einer Länge von sast 300 km und einer zwischen 20 und 60 km schwankenden
Breite.
ß) Boden, Klima und Landwirtschast, aa) Boden und Klima.
Der durch die Wildheit und Unbestimmtheit seines Lauses und durch die große
Menge der mitgeführten Sand- und Geröllmassen ausgezeichnete Rhein hat zu
beiden Seiten ein Ufergelände geschaffen, das mit Sümpfen, Mooren und mit
von Kiefernwaldungen bestandenem Sand bedeckt ist. Bis über Straßburg
hinaus meiden daher größere Siedelungen die Nähe des Flusses. Da er von
Basel bis Straßburg von 240 m aus 140 m Höhe über dem Meere fällt, ist
sein Lauf hier wild und reißend und trotz der ausgeführten kostspieligen Deich-
anlagen für die Schiffahrt wenig geeignet. An den unfruchtbaren, schmalen
mittleren Streifen schließt sich zu beiden Seiten ein breites Gelände an, das
den Fuß der zum Gebirgsrand hinüberleitenden Vorberge mit umfaßt. Es besteht
aus älterem Schwemmland (f. S. 36), vorwiegend aus Löß. Am meisten ist
der sruchtbare Lößboden auf der linksrheinischen Seite zur Ausbildung gelangt.
Auch das nördliche Becken der Braunkohlen-Formation und der Basaltkegel des
Kaiserstuhls zeichnen sich durch ihre Fruchtbarkeit aus (s. S. 21).
Das Klima der Oberrheinischen Tiesebene muß als sehr günstig bezeichnet
werden; denn da es durch die Randgebirge vor den rauhen Nord- und Ost-
winden geschützt ist, andererseits aber die wärmeren und feuchten Südwestwinde
sreien Zugang haben, ist das Klima der Tiefebene das mildeste ganz Deutsch-
lands. Die mittlere Jahrestemperatur ist hier um 2° höher als in der Süd-
deutschen Hochebene (10° gegen 8°).
bb) Landwirtschaft. Boden und Klima gestatten in der Tiesebene eine
blühende Landwirtschaft. Außer Kartosseln werden von den Getreidearten vor
allem Weizen, Haser (im N.) und Gerste gebaut, letztere hauptsächlich im
Unterelsaß um Straßburg. Die große Fruchtbarkeit reizt aber zu gründlicherer
Bodenbenutzung, als es der Getreidebau ermöglicht. So tritt dieser denn auch
vielsach hinter dem Anbau von Obst, Wein, Raps und Rübsen, Flachs,
Hopfen, Tabak, Zichorie und Zuckerrüben zurück. Alle diese Erzeugnisse
treten in gewissen Bezirken besonders hervor.
Der Wein, wosür zum Teil 50% des Bodens benutzt werden, wird am stärksten
an den Berghängen von Ober- und Unterelsaß, der Vorderpfalz, Rhein-Hessens und in
dem am Südfuße des Taunus gelegenen Rheingau angepflanzte Während aber die erst-
genannten Bezirke sich durch den Umfang ihrer Rebenkultur auszeichnen, ist der Rheingau
durch die hohe Güte seiner Weine bekannt. Die Ursachen dafür, daß hier die edelsten
Weine gedeihen, find 1. der Kalkgehalt des Bodens, durch den seine Erwärmung gefördert
wird, 2. die der Mittagssonne zugekehrte Taunuswand, welche die Reben vor den Nord-
winden schützt und die aufgefangene Sonnenwärme zu den Reben zurückstrahlt, und 3. der
Rheinstrom, dessen Wellen ebenfalls die Sonnenstrahlen zu den Reben hinüberspiegeln, so
daß die Trauben „dreifach angeglüht" werden. Die berühmtesten Rheingauweine sind der