1911 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Osbahr, Wilhelm, Eckardt, Paul
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Handelsschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
40 I Teil. Zweiter Abschnitt,
Johannisberger, Steinberger, Rüdesheimer, Hochheimer, Geisenheimer, Markobrunner,
Rauenthaler, Aßmannshäuser u, a. Sie haben in Wiesbaden ihren Haupthandelsplatz.
Der Obstbau, der bei der Gunst des Klimas auch Pfirsiche, Aprikosen,
Mandeln und edle Kastanien erzeugt, wird besonders im rechtsrheinischen Gebiet
gepflegt. An der sich am Fuße des Odenwaldes zwischen Darmstadt und Heidelberg entlang-
ziehenden Bergstraße und am Kaiserstuhl.steht er in größter Blüte. Der Hauptmarkt
für seine Produkte und gleichzeitig der Zentralhandelsplatz von ganz Deutschland für
Obst ist Sachsenhausen, eine Vorstadt von Frankfurt a. M.
Von den übrigen Pflanzen werden Raps, Rübsen und Flachs im Elsaß, Zichorie
im Breisgau (Baden), Zuckerrüben in den Ebenen von Straßburg, Speyer, Worms,
Mainz und Darmstadt, Tabak im Unterelsaß, in Baden und in der Pfalz, Hopfen im
Unterelsaß und in Baden zwischen Karlsruhe und Mannheim am meisten angebaut.
Mit der gründlichen Ausnutzung des Bodens geht eine reichliche Haltung
von Vieh, namentlich von Rindern, Schweinen und Pferden, Hand in
Hand. Zur Ergänzung der unzureichenden natürlichen Futtermengen der Wiesen
und Weiden ist ein ausgedehnter Anbau von Futterpflanzen (Futterrüben,
Luzerne, Esparsette) erforderlich.
y) Bodenschätze und Industrien. Die Oberrheinische Tiefebene ist also
ein Gebiet reichster landwirtschaftlicher Produktion. Dagegen tritt die Ge-
winnung von Mineralschätzen zurück. In den Triasschichten der Gebirgsränder
werden Bleiglanz und Zinkblende, sowie Salz (s. S. 18), im östlichen Mainzer
Becken Braunkohlen gewonnen. Außerdem liegen an den Bruchspalten der
Tiefebene, besonders am Fuße des Schwarzwaldes, zahlreiche Heilquellen, wie
z. B. Baden-Baden.
Aber trotz der Geringfügigkeit der Bodenschätze hat sich eine lebhafte
Industrie entwickelt. Obenan steht die Textilindustrie. Ihre Hauptsitze
sind das Oberelsaß, das obere Baden und das Unterelsaß. Im Oberelsaß
bildet Mülhausen, wo vornehmlich bedruckte Baumwollzeuge, daneben
Woll- und Seidenwaren hergestellt werden, den industriellen Mittelpunkt.
Im oberen Baden liegt die Universitätsstadt Freiburg, in welcher auch die
Baumwollindustrie entwickelt ist, die aber vor allem durch ihre Seiden-
zwirn er ei und -weberei hervorragt. Auch der Versand Schwarzwälder
Uhren spielt hier eine große Rolle. Das Unterelsaß erzeugt namentlich in
hausgewerblicher Tätigkeit Leinen. In Mülhausen ist auch eine rege
Maschinenfabrikation erblüht, ebenfalls in Ludwigshafen und Mann-
heim, dem ersten Jndustrieplatze Badens. In denselben Städten, sowie in
Frankfurt a. M. und Höchst finden wir die chemische Industrie, in
Ludwigshafen die größte Anilinfarben-Fabrik der Welt mit 6000 Arbeitern
(Badische Anilin- und Sodafabrik), in Karlsruhe, Darmstadt, Worms,
Frankfurt, Offenbach und Hanau die Lederverarbeitung. Offenbach
und Hanau sind durch die Schmucksachenfabrikation bekannt, während in
Mainz Schaumwein- und Möbelfabrikation in Blüte stehen. Im An-
schluß an den Gerste-, Hopfen- und Tabakbau des Unterelsaß haben sich hier,
besonders in Straßburg, die Tabak- und Bierindustrie angesiedelt.
d) Die Ebene als Verkehrsgebiet. Sie ist durch die Hessische Senke
mit dem mittleren Norddeutschland in Verbindung gesetzt, durch den Unterlauf
des Rheins mit dem nordwestlichen Deutschland und den Niederlanden, durch