1911 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Osbahr, Wilhelm, Eckardt, Paul
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Handelsschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
58 I. Teil, Zweiter Abschnitt,
und daher auch ärmsten Teil des Gebietes darstellt, ist die Schafzucht zu
Hause.
y) Bodenschätze und Industrien. Das Thüringer Hügelland birgt
große Salz- und Braunkohlenlager (s. S. 17). Die Salzlager — bekannte
Salzwerke liegen bei Halle a. d. Saale (Halloren), Frankenhausen, Langensalza
und bei Ilversgehofen nördlich von Erfurt — haben die chemische Industrie
von Erfurt, Halle und Nordhausen (Schwefelsäure) hervorgerufen. Braun-
kohlenlager befinden sich bei den Städten Zeitz, Weißenfels, Merseburg
und Halle. Sie bilden die Grundlage der Brikettfabrikation, Teerschwelerei
und Parasfinfabrikation in diesen Gegenden. Besonders Halle hat durch
die Braunkohlenindustrie einen bedeutenden Aufschwung genommen und Erfurt
industriell überflügelt. Doch hat dazu auch die mit seiner Stellung als Eisen-
bahnknotenpunkt (s. S. 63) zusammenhängende Maschinenindustrie, in der
besonders landwirtschaftliche Maschinen erzeugt werden, beigetragen. Bei
Trotha in der Nähe von Halle sindet sich Porzellanerde. Von hier aus werden
die Porzellanfabricken Charlottenbnrgs versorgt (s. S. 78). Erfurt besitzt eine
staatliche Gewehrfabrik.
Neben den Bodenschätzen haben die landwirtschaftlichen Erzeugnisse die
Industrie gefördert. Bekannt sind die Zuckerfabrikation und die Brauerei
der Goldenen Aue, die Branntweinbrennereien Nordhausens (echter
Nordhäuser Kornbranntwein), die Bereitung von Kautabak daselbst, die Tuch-
fabrikeu Mühlhausens (Schafzucht im Eichsfeld), die Herstellung von Fleisch-
waren in Waltershausen, die Lederindustrie von Erfurt und Weißen-
sels (Schuhwaren). Daneben haben Fleiß und Geschick der Bewohner andere
Industrien, unabhängig von der Naturausstattung des Landes, in die Höhe
gebracht, so die Wollindustrie von Apolda, die Herstellung optischer In-
strnmente in Jena (Zeiß-Werke, die größten der Welt) und die Herstellung
von Kartenwerken in Gotha (Perthes).
3. Der Harz, a) Aufbau und Formationen. Der Harz ist das am
weitesten nach Norden vorgeschobene deutsche Mittelgebirge und erhebt sich
steil aus seiner tiesliegenden Umgebung, aus der er durch ihr Absinken her-
ausgewachsen ist (Horstgebirge). Er bildet zwei stufenförmig übereinander
liegende, von tief eingeschnittenen Tälern durchfurchte Hochflächen, den etwa
350 m hohen Unterharz und den an 500 in Durchschnittshöhe messenden Ober-
harz, auf dem sich der Brocken bis zu 1140 in erhebt. Die Verwitterung
ist in dem ganzen Gebirge schon bis zu den altzeitlichen Formationen vor-
geschritten, zumeist bis zu den Schiefergesteinen des Vorkohlengebirges. Dasselbe
ist aber von mächtigen Granitmassen durchbrochen, so namentlich im Brocken,
und wird im Osten und Süden vom Nachkohlengebirge umrandet.
ß) Bodenschätze und Industrien. Es sind erzreiche Formationen, die
~ den Harz aufbauen (siehe S. 18 und 19). Der Reichtum des Oberharzes an
Blei-, Silber-, Kupfer- und anderen Erzen hat den weltbekannten und
vorbildlichen Bergbau von Klausthal, Zellerfeld (Blei, Eisen, Silber),