1908 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Eckhardt, Paul, Osbahr, Wilhelm
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Handelsschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
I. Land und Wasser. 3
Die Küste ist ein Saum zwischen Land und Meer, teils diesem, teils jenem
angehörend. In diesem Grenzsaum liegen die Häfen. Als gute Häfen bezeichnet
man solche, welche vor den Meereswellen, der Meeresdünung und den See-
winden Schutz gewähren, guten Ankergrund bieten, um sich herum Platz zur
Ansiedelung und ein produktives, für den Handel günstiges Hinterland besitzen.
Je nachdem, ob die Küste für einen Hafen Raum gewährt oder nicht, unter-
scheidet man offene und geschlossene Küsten. An ersteren liegen die natür-
liehen Häfen, an letzteren finden wir heute oft künstliche, die durch den Bau
von Hafendämmen (Molen) und Wellenbrechern entstanden sind.
Nach ihrem Absall ins Meer wird zwischen Steil- und Flachküsten unterschieden.
Steilküsten sind meist dort vorhanden, wo Bodenerhebungen an das Meer herantreten.
Laufen sie mit der Küste parallel, so gibt es geschlossene, treffen sie dagegen in einem
Winkel auf dasselbe oder treten Quertäler an das Meer heran, so entstehen offene Steil-
küsten. Solche offenen Steilküsten sind die Fjordküsten Skandinaviens, die Föhrden-
küsten Jütlands und die Riasküsten des nordwestlichen Spaniens. Auch Einbruchs-
Häfen an Steilküsten sind an sich meist gut, leiden aber unter dem Umstände, daß zur
Erreichung des Hinterlandes steiles Gelände überwunden werden muß. Risshäfen, die
sich in den korallenreichen Gewässern der heißen Zone befinden, sind geschützt aber schwer
zugänglich, wenn sie an Riffküsten liegen, dagegen ungeschützt, wenn sie aus Ringinseln
(Atollen) bestehen.
An Flachküsten entstehen gute Häsen, wenn sie von trichterförmigen Flußmündungen
(Ästuarien) durchbrochen werden. Solche offene Mündungshäfen sind z. B. Hamburg und
London. Deltamündungen und Strandseen (Lagunen) sind wegen ihrer Verschlammung
und Versandung zur Anlage von Häsen wenig geeignet.
Im allgemeinen kann »tan sagen, daß die sür den Verkehr am besten
geeigneten Küsten mehr in den kalten und gemäßigten als in der heißen Zone
liegen.
c. Das Meer.
1. Seine Bedeutung für die Produktion. Während gerade die Ober-
fläche des festen Landes für die Gütererzeugung den größten Wert hat, sind
die Meeresflächen fast unproduktive Gebiete. Die Schätze des Meeres müssen
zum größten Teil aus der Tiefe geholt werden. Daher fpielt das Meer für
die Gütererzeugung erst auf höherer Wirtschaftsstufe eine wichtige Rolle. Nach-
dem man von der Küsten- zur Hochseefischerei übergegangen ist und den großen
Wert der Fischsangprodukte für die Volksernährung allgemein erkannt hat,
nimmt das Meer sogar eine immer bedeutendere Stellung ein. Gegenwärtig
kann man den Wert der Fischproduktion der Welt auf eine Milliarde Mark
veranschlagen. Neben Fischen liefert das Meer noch zahlreiche andere wertvolle
Gegenstände. Von den Tieren werden besonders Robben und Wale wegen
ihres Tranes, ihrer Häute und Felle geschätzt. Außerdem werden viel Krebs-
tiere, Muscheln, Korallen, Schwämme, Perlen und Seewürmer (Trepang)
gefangen. Unter den pflanzlichen Erzeugnissen stehen Seegras und Seetang
obenan, unter den mineralischen ist das in Salzgärten gewonnene Seesalz am
wichtigsten.
2. Seine Bedeutung für den Verkehr. Wir haben gesehen, daß das
Weltmeer 5/7 der Erdoberfläche einnimmt. Daher bildet es zunächst ein gewaltiges
Verkehrshindernis zwischen den Erdteilen. Diese sind Welten sür sich, und ihre