1908 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Eckhardt, Paul, Osbahr, Wilhelm
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Handelsschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Iii. Wirtschaftsstufen. 13
Iii Gdirttcbaftsttufen,*)
a. Die Stufe der tierischen Wirtschaft (der Sainn,elu>irtschaft).
Die Menschen, welche zu dieser Wirtschaftsstufe gehören, sind in ihrer
Bedürfnisbefriedigung wie die Tiere noch völlig von der Natur abhängig. Nur
wenn Hunger oder Durst sie quälen, sammeln sie, was die örtliche Natur gerade
bietet, und wenn sie nichts sinden, müssen sie eben hungern und dürsten. Wie
tue Tiere sind sie auf der Suche nach Nahrung unstet und flüchtig.
b. Die Stufe der instinktiven Wirtschaft.
Auf dieser Stufe haben die Menschen sich bereits eine größere Anzahl von
Werkzeugen erarbeitet. Aber sie gehören dem einzelnen, werden ihm mit ins
Grab gegeben, gehen also mit ihm zugrunde. Die Werkzeuge werden schon
benutzt, um ein wenig den Boden zu bebauen und die Erdrinde leichthin nach
Mineralien zu durchsuchen. Die Menschen dieser Wirtschaftsstufe haben an-
gefangen, Tiere um sich zu sammeln und zu züchten. Aber bei aller Wirtschaft-
lichen Tätigkeit folgen sie noch ganz dem Instinkt, dem subjektiven Ermessen.
Feststehende Erfahrungen und Kenntnisse sind noch nicht gesammelt. Und die
Erfahrungen, die der einzelne allmählich gemacht hat, gehen wie die Werkzeuge
mit ihm verloren. Daher sind die Menschen in ihrer Bedarfsdeckung auch noch
fast vollkommen von der Natur abhängig. Nur die natürliche Bodenfruchtbarkeit
können sie oberflächlich benutzen, und da diese sich leicht erschöpft, müssen sie
den Boden oft wechseln. Ebenso wird die Ernährung der Haustiere noch ganz
der Natur überlassen. Deshalb sind auf dieser Stufe die Menfchen noch wenig
seßhaft, und ihre Zahl ist gering, da selbst bei günstigsten Naturverhältnissen
der Ersolg ihrer Tätigkeit klein bleibt. Die Viehzüchter sind reine Nomaden.
c. Die Stufe der auf herkönnnlicher Erfahrung beruhenden
Wirtschaft.
Bei der instinktiven Wirtschaft handelt es sich um die Fähigkeiten und
Erkenntnisse des einzelnen Menschen. Auf dieser Stufe dagegen findet eine
planmäßige, mündliche oder schriftliche Überlieferung der bereits gemachten Er-
fahrungen auf die Nachkommen statt. So fammelt sich mit den vererbten
Werkzeugen zugleich ein allen zugänglicher Erfahrungsschatz an, der die ganze
Wirtschaft auf festere Grundlagen stellt. Trennung der Bodenarten, Düngung,
Be- und Entwässerung, Herauszüchtung von Spielarten bei Pflanzen und Tieren
werden schon bedeutend. In Gegenden hoher Bodenfruchtbarkeit sindet schon
eine Anhäufung von größeren Bevölkerungsmassen statt, während die Viehzucht
auch jetzt noch vielfach nomadisierend betrieben wird. Die Bedürfnisbefriedigung
ist auch bereits nicht mehr an die lokalen Erzeugnisse gebunden, sondern Handel
und Verkehr schaffen neue heran.
*) Nach Ernst Friedrich, Allgemeine und spezielle Wirtschaftsgeographie. Siehe
Literaturverzeichnis.