1908 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Eckhardt, Paul, Osbahr, Wilhelm
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Handelsschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
L Naturausstattung. 49
die Küste des Adriatischen Meeres, die daher vorwiegend Steilküste ist. Doch
ist sie durch das Untertauchen mancher Gebirgstäler unter den Meeresspiegel
mit guten Hasenbuchten ausgestattet. Den Häfen fehlt aber infolge der Un-
fruchtbarst und wilden Zerrissenheit des Karstes, sowie der Steilheit der
Dinarischen Alpen die Produktivität und leichte Zugänglichkeit des Hinter-
landes.
2. Bewässerung. Durch die großen Gebirgsmassen zwängt sich als eine
Mittellinie des ganzen Staates die Donau, der von den Alpen, Karpathen
und den Gebirgen des Balkans wasserreiche Nebenflüsse zuströmen. Sie ist
von Passau an sür Dampffchiffe fahrbar, behält durch die Alpenzuflüsse einen
ziemlich gleichmäßigen Wasserstand, ist jedoch während dreier Monate mit Eis
bedeckt. Die übrigen streckenweise ebenfalls schiffbaren Flüsse des Landes, Elbe,
Weichsel und Etsch, haben nicht die Bedeutung der Donau; denn sie ist der
natürliche Verbindungsweg Mitteleuropas mit dem Orient. An ihr entlang
hat sich die österreichisch-ungarische Monarchie nach Osten zu ausgedehnt. Ihr
solgte der Lauf der Kultur, sie ist daher die politische und wirtschaftliche
Lebensader des Landes.
Im ganzen ist das Land mit schiffbaren Wasserstraßen gut versehen. Ihre
Länge beträgt etwa 12000 km. Auch sür die Herstellung von Kanälen ist das
Land trotz der Gebirgsnatur geeignet.
c. Der Boden und seine Erzeugnisse.
1. Pflanzliche und tierische Produkte. Die vielen Gebirge des Landes
beschränken den Ackerboden namentlich in Österreich stark. Unproduktiv sind
jedoch nur etwa 6°/0 des gesamten Bodens, hauptsächlich die Höhen der Gebirge,
der größte Teil des Karstes und die Sümpfe und Moore Ungarns. Acker-
boden und Weinland nehmen 41 °/0 in Anspruch, während 30 °/o mit Wald
bedeckt sind, 23 °/o aus Weiden und Wiesen bestehen. Die größte Frucht-
barkeit treffen wir in den Lößböden und Flußanschwemmungen der ungarischen
Tiefebene und im nördlichen Böhmer Becken.
Die Produkte sind im äußersten Norden (Galizien) die der äußeren, im
übrigen die der inneren Getreidezone, in den warmen zum Mittelmeer
geöffneten Gebirgstälern die der äußeren subtropischen Zone. Insbesondere
finden Roggen und Kartoffeln in Galizien, Weizen in Böhmen und Ungarn,
Mais in Ungarn, Gerste und Hopfen namentlich in Böhmen und Mähren,
Hafer in allen Gebirgsgegenden die besten Bedingungen. Die österreichische
Hälfte ist für Zuckerrüben und Flachs, die ungarische für Hanf, Raps
und Tabak gut geeignet. Beide sind auch dem Weinbau günstig.
Das gebirgsreichere, mit senchten Wiesen ausgestattete Österreich treibt
mehr Rinder-, im mittelmeerischen Bezirk Maultier- und Ziegenzucht,
während die weiten, vielfach trockenen ungarischen Ebenen mehr für Pferde-
und Schafzucht taugen. Der Reichtum der ungarischen Gebirge an Eichen-
wäldern begünstigt die Schweinezucht. Im mittelmeerischen Süden beider
Reichshälften ist Seidenraupenzucht möglich.
Osbahr, Wirtschaftsgeographie und Wirtschaftskunde. Ii. 4