1908 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Eckhardt, Paul, Osbahr, Wilhelm
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Handelsschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Iii. Die wirtschaftliche Stellung der südeuropäischen Staaten. 73
des Bodens, der bei richtiger Bewässerung 4-12-, ja über 30fachen Ertrag
bringen kann, noch sehr zurück. Erst neuerdings werden einzelne Fortschritte
gemacht. Daher ist auch die Bevölkerungsdichte nur in den gut bewässerten,
sowie in industriereichen Gegenden größer, im allgemeinen aber mit 36,4 in
Spanien und 56 in Portugal sehr gering. Großstädte gibt es wenig; sie liegen
mit Ausnahme von Madrid in den fruchtbaren Küstenlandschaften. Die wich-
tigsten find Madrid (540000) und Barcelona (533000) in Spanien, sowie
Lissabon (356000) in Portugal.
Unter den verschiedenartigen Bewohnern der Balkanhalbinsel stehen die
Griechen am höchsten, während die Türken sich in jeder Beziehung durch eine
große Mißwirtschaft hervortun. Die Volksdichte ist nirgend größer als in
Spanien. Große Städte sind nur Athen mit 111000, Saloniki mit 105000
und Konstantinopel mit 943 000 Einwohnern. *
Iii. Die wnrttcbaftlicbe Stellung der tüdeuropäitcberi Staaten»
a. Nrxrsöuktion.
1. Bodenbau. Entsprechend den Naturverhältnissen und der Wirtschaft-
lichen Befähigung der Bewohner stimmen alle südeuropäischen Staaten darin
überein, daß die Ausnutzung der Pflanzenwelt den wichtigsten Wirtschaftszweig
bildet, während die industrielle Tätigkeit sehr zurücktritt. Im N. wird mehr
der Ackerbau, im S. mehr Gartenkultur betrieben. Der Ackerbau bevorzugt
in Spanien und Portugal Weizen und Gerste, in den übrigen Mittelmeer-
ländern Weizen und Mais. In den südlicheren Gegenden spielt auch hier der
Gerstenbau eine wachsende Rolle. Mit Ausnahme der Türkei genügt die
Produktion von Getreide, speziell von Weizen und Mais nirgends, so daß
letztere in großen Mengen eingeführt werden müssen. In den natürlich oder
künstlich gut bewässerten Landstrichen wird auch Reis gepflanzt, in ansehnlichen
Mengen allerdings nur in der Poebene. Er wird größtenteils ausgeführt.
Alle fruchtbaren Gegenden zeichnen sich durch eine intensive Kultur von
Hülsenfrüchten und Gemüsen, Flachs und Hanf, fowie von Wein,
Südfrüchten und Oliven aus.
Flachs und Hanf haben die größte Verbreitung in Oberitalien. Die Kultur von
Orangen, Apfelsinen, Zitronen, Mandarinen, Oliven, Feigen und Mandeln blüht in
Spanien in den Küstenlandfchaften, auf der Apenninen-Halbinfel besonders im S.
und auf Sizilien, auf der Balkanhalbinsel hauptsächlich in Griechenland. Be-
sonders wichtige Produktionsstätten sind für Apfelsinen Mureia, Valencia und
Alicante in Spanien, Messina und Palermo auf Sizilien; sür Oliven Anda-
lusien in Südspanien und Bari in Süditalien; für Mandeln ebenfalls Bari.
Hauptstätten des Weinbaues liegen in Spanien in den Küstenlandschaften von
Valencia, Taragona, Malaga (Rosinen) und Jeres, in Portugal im Hügelland
östlich von Porto, in Italien auf der Insel Sizilien, fowie in Unter- und Mittel-
italien, in Griechenland, das durch feine Korinthenproduktion bekannt ist, im Westen
(Patras) und auf den Ionischen Inseln.
In den nördlicheren Gegenden der Halbinseln werden in großen Mengen
eßbare Kastanien, Nüsse und mitteleuropäische Obstsorten geerntet. In der
Türkei, besonders auch in Ostrumelien, das politisch mehr zu Bulgarien gehört.