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1. Enthaltend die vierte Stufe: Europa - S. 13

1872 - Glogau : Flemming
— 13 — Staub und wenig Schatten auf dem Felde sich's haben sauer werden lassen und des Abends heimkehren, sieht man sie tanzen und Guitarre spielen, dazu wird gescherzt und gelacht, getrunken und gesungen. Auch sind sie gar so rache- durstig nicht, als sie sich gern die Miene geben. Aber in Allem, was sie thun, lieben sie die Geräuschigkeit; das sieht man auf den Straßen, im Verkehr, bei Festen, beim Schauspiel, auf dem Tanzsaal. Ihre Tänze, wie den allbeliebten Fandango, der die Kämpfe der Liebe darstellt, begleitet leidenschaftliches Geberdenspiel, dazu klappern Castagnetten, klingt das Tambourin, die Gui- tarre, tönt auch wohl Gesang, entweder altbekannter Lieder oder frisch erfun- dener Stegreiflieder, wie sie bald harmloser Muthwille, bald herausfordernde Streitluft eingiebt. Gesang ohne Guitarrenbegleitung, wie diejtaliener, mögen sie nicht, aber gern hören sie dem Spiel der Guitarre ohne Gesang zu. Gegen den Fremden bezeigen sie sich sehr gastfrei. Und wie der Spanier überhaupt außerordentlich mäßig ist, so bewahren die Andalusier auch bei der ausgelas- sensten Lustigkeit eine bewundernswerte Nüchternheit; den feurigen Wein ihrer Berge überlassen sie lieber dem Ausland und geben dem vino cristiano d. h. dem getauften, mit Wafser gemischten, den Vorzug vor dem vino moro d. h. dem maurischen, ungetansten. — Die größten und wichtigsten Städte in Andalusien sind Sevilla, Cadiz, Cordova, Gibraltar. Sevilla am Guadalquibir, seit 712 arabisch, dann (seit 1248) christlich unter der Herr- schast von Kastilien, am Ausgang des 15. Jahrhunderts als Stapelplatz des spanischen Handels mit Amerika die reichste und üppigste Stadt des Landes (die Silberflotten gingen hier aus und ein), ist noch jetzt, obwohl sehr herab- gekommen, nächst Barcelona die bedeutendste Handelsstadt Spaniens. Es hat prächtige Häuser mit platten Dächern und maurischen Verzierungen, eine Uni- versität, eine (königl.) Tabaks- und Cigarrenfabrik, die größte in Europa, ein Amphitheater zu Stiergefechten, das größte im Lande, für 12,000 Menschen. — Cadiz (Cadix, Gades) liegt auf der durch eine Brücke mit dem Festlande verbundenen Insel Leon und ist ein wunderlieblicher Ort: aus den platten Dächern der weißen, glänzenden hohen Häuser Blumengärten mit Orangen, Citronen und Feigen, in der Mitte der Dächer kleine zierliche achteckige Thürmchen, gläserne Balcons bis unter's Dach, Hausthüren von Mahagoni, Blumen in den Fenstern und überall. Auf den Straßen laufen Knaben umher, ein 6' langes Rohr in der Hand, in welches von oben bis unten Nelken ein- gesteckt sind; jede Frau, ehe sie Abends ins Theater oder auf die Promenade geht, kauft sich eine frische Nelke und steckt sie über das Ohr. Die schönste und belebteste Promenade ist der Platz S. Antonio, ein regelmäßiges Viereck mit wunderschönen Bäumen bepflanzt und von Bänken umgeben. Da sammelt sich des Abends alles Volk und erquickt sich an der frischen Kühle, der süßen ein- schmeichelnden Weichheit der Luft, dem funkelnden Sternenglanz vom tief- klaren Himmel. Cadiz ist eine sehr starke Festung (die einzige, die die Fran- zosen zu Napoleons Zeit nicht nehmen konnten), der beste Kriegshafen des Landes, ein Freihafen. Nördlich davon Teres, wo der beste spanische Wein wächst. Cordova am Guadalquibir, jetzt versallen, ehedem berühmt durch Silber-, Gold- und Lederarbeiten (c.orduanisches Leder), im Mittelalter als Sitz der Ommajaden (arab. Chalisen) unermeßlich reich und prächtig und als Hochschule Sammelplatz der Gelehrten und Dichter. Aus weitester Ferne
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