1872 -
Glogau
: Flemming
- Autor: Kriebitzsch, Karl Theodor
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
1. Granada.
O Granada, unvergleichlich
du in deiner Götterfrische,
aus den Wassern dich verjüngend,
steigst du Hohe, Zauberische.
Du erhebst dich, eine Venus
aus des Darro goldnen Fluthen,
und die Sonn' auf deiner Stirne
drücket sel'ger Küsse Gluthen.
Und das Feuer deines Busens
der Alhambra Wälder kühlen,
und die Winde, die herüber
von den Schneegebirgen spielen.
Heute noch wie zu den Zeiten
ruhmgewaltiger Ahmare,
schmückt der Diademe hellstes,
die Alhambra, deine Haare.
Und der Darro, der in seinem
Sande schleppt des Goldes Menge,
drängt zu der Alhambra selig
sich in des Canales Enge.
Aus den dustgen Blumenlauben,
aus dem grünen Dickicht ragen
weiße Häuser, Lebensgrüße
der Alhambra froh zu sagen.
Pappeln voller Nachtigallen
heben schattighohe Wipfel,
und darüber ragen finster
wüst der Alcazaba Gipfel.
Sie, die einst die Hohe, Mächt'ge,
durfte die Alhambra beugen,
liegt in Staub zerfallen selber,
liegt vergessen tief in Schweigen;
Die den König Boabdil einst
schützte vor des Zagal Hassen,
ist von Göttern und von Menschen
aufgegeben und verlassen!
In des Chapis Haus, d'rin wohnte
einst der Maurenkön'ge Einer,
lagern unter Götterbogen
dunkelschmutzige Zigeuner,
Die der Kunst geweihte Tempel
schnöd' entadelten zu Hütten,
die das Schöne mit Gemeinem
stumpfen Sinn's in Staub verschütten.
Doch trotz allen deinen Gräbern,
Todtenkränzen, Immortellen,
jeder Tag verjüngt, Granada,
dich aus den lrystallnen Wellen.
Sind auch leblos deine Straßen,
bald verweht der Mauren Spuren,
unvergänglich Leben blühet
noch in deinen grünen Fluren!
Kriebitzsch, Geographie. Ii.
In der Bega, am Genile
und am Darro sich verzweigen
hohe Palmen und Cyprefsen,
Pappeln und die süßen Feigen.
Der Granate Krone leuchtet
die Alhambra dir noch immer,
und die Sierra Nevada thronet
schneeig in phantast'fchem Schimmer;
Glitzernd mit dem Silberscheitel,
majestätisch und erhaben,
Rosen sinken ihr zu Füßen,
wie der Kön'gin Edelknaben.
Doch kein Schnee und keine Blume
die Sierra Elvira schmücket,
Blumen hat sie nur von Feuer,
die Vulcan ihr heiß entpflücket.
Ihre Ernten sind erschütternd
tiefgewaltges Erdebeben,
und sie starrt wie eine Wüste
und der Tod nur ist ihr Leben.
Aber.du, Granada, ruhest
zwischen beiden eingeschlossen,
siehst du hier des Todes Schrecken,
siehst du dort das Leben sprossen.
Weinst du auch um die Ahmare,
klagend ob der Größe Trümmern,
stets in deine Krone neue
Perlen deine Ströme schimmern!
Fastenrath.
2. Ein Gang durch Sevilla.
Almutamed reißt den großen
Dusuf aus dem Schlachtgetümmel:
„Komm und fchaue mein Sevilla,
selig sei in meinem Himmel!
Eine Braut ist mein Sevilla,
und ihr Bräut'gam heißet Abbad,
täglich feir' ich mit ihr Hochzeit,
täglich feir' ich mit ihr Sabbath.
Sieh, als Halsgeschmeide funkelt
ihr des Betis reiche Welle,
und es strahlt als ihres Hauptes
Schmuck der Ajarafe helle.
In dem Diademe glänzet
Kranz an Kranz, ein Dorfgewimmel,
fieh, ein jedes Dörfchen ist ein
Stern in der Oliven Himmel.
Sieh' die weißen Granjas, sieh' der
Hügelwellen sanftes Steigen,
sieh' den Strom, vor dem sich Nilo,
der Befruchter, selbst muß neigen.
Denn es hausen Krokodile
nicht im Guadalguivire,
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