1872 -
Glogau
: Flemming
- Autor: Kriebitzsch, Karl Theodor
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
durch des Hercules Huerta
streifen keine wilden Thiere.
Schaue, König, meine Burgen,
meiner Schlösser ragen hundert,
mein Sevilla ist gefürchtet,
mein Sevilla ist bewundert.
In dem Schirme seiner Thore
dehnt es sich gleich einem Schilde,
komm in den Alcazar, König,
schaue meine Lustgebilde.
In dem Stucke des Palastes
ranken blumige Gemiude,
und es sprudeln die Fontänen,
Lüfte wehn balsamisch linde.
Unter Stalaktitenbogen
wandle durch die lichten Säle,
schau' die reichen, zarten Säulen,
goldbedeckte Kapitäle.
Sieh die Thüren von Alerce,
lies die heiligen Legenden,
tausend Sterne werden in den
Kuppeln dir die Augen blenden.
Und den Goldthurm schau am Strande,
seine Azulejos prahlen
mit des Goldes Glanz, wenn lieblich
sie bescheinen Sonnenstrahlen.
Zur Mesquita mußt du mit mir,
König, zu der heil'gen, wallen,
wandle selig unter Palmen,
selig durch die Säulenhallen,
Die sich Cordovas Mesquita
stolz vergleichen; König, allda
schau Sevillas höchstes Wunder,
schau die göttliche Giralda.
Dieses ist der Thurm der Thürme,
Alminar der Alminare,
dort erschallt der Ruf zum Beten
von dem hohen Steinaltare.
Kühn erhebt er sich gen Himmel
auf der Römerwerke Trümmern,
um von Allahs Ruhm und unsrer
Meister Glorie zu schimmern.
Sieh die Fensterbogen wie auf
Seilen tanzend sich verschlingen,
und sieh Rampe sich an Rampe
mächtig bis zur Plattform schwingen,
Also daß ein Roß zum Gipfel
steigen kann mit leichten Füßen,
und vier goldne Kuppeln droben
sieh den Sternenhimmel grüßen.
Sieh Hermenegildo's Löwen
überwunden und gebändigt,
in Sevillas Paradiese
hat das Irdische geendigt!" —
Dusus Ben Texfin, der Sieger,
schaut Sevilla wonnetrunken,
und die Schöne wirft in feine
Seele der Begierde Funken!
Almutamed, reicher Bräut'gam,
Bräutigam der schönsten Schönen,
von des Gastfreunds Lippen wird dir
schrecklich Hochzeitslied ertönen!
Wärst mit ihm du nimmer, nimmer
durch die Wunderstadt gegangen:
wiederkommen wird einst Dusus,
stillen seiner Gier Verlangen!
Fastenrath.
3. Der Fandango vor Gericht.
Tod geschworen dem Fandango
haben Romas strenge Richter,
Bannstrahl zuckt von ihren Brauen,
finster dräuen die Gesichter.
Spanien ist des Glaubens Lilie,
doch der Wurm an ihren Blättern
ist der sündige Fandango,
Bannstrahl soll ihn niederschmettern!
Und im hohen Consistorium
sitzen alle sie zusammen,
aber Einer der Prälaten
spricht: „Eh' also wir verdammen,
Laßt uns von des sünd'gen Tanzes
Unheil selbst uns überzeugen."
Vor der Weisheit dieses Vorschlags
müssen sich die Richter beugen.
„So erscheine denn, Fandango,
Tanz, so zeig' uns deine Gräuel!" —
Und ein Tänzerpaar aus Spanien
dringt durch der Prälaten Knäuel.
Schön wie Phryne ist die Dona,
ihres Mundes Hauch sind Düfte,
Seide schmeichelt ihren Füßchen,
leichtes Kleidchen ihrer Hüfte.
Zärtlich lockt sie ihren Tänzer,
schaut ihn an mit fammtnen Augen,
und er will aus ihren Blicken
einen Liebeshimmel saugen:
Oesfnet weit schon seine Arme,
feurig will er sie umschlingen,
da hebt trotzig sie die Hüfte,
und die Castanuelos klingen
zürnend fest in ihrem Händchen,
und sie biegt sich, eine Schlange,
senket dann die Stirne nieder,
flieht verfolgend vor dem Drange,