1872 -
Glogau
: Flemming
- Autor: Kriebitzsch, Karl Theodor
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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reichischekaiserhaus und an Deutschland. Karl V. gab ihm den Namen des bur-
gundischen Kreises. Er war dem Volke, unter dem er geboren war, sehr zugethan
und schenkte ihm viele Rechte und Freiheiten. Aber als die Reformation aller
Orten Eingang fand, setzte er dagegen das furchtbare Jnquisitionsgericht ein.
An 10000 Menschen fielen unter dem Beil des Henkers, Heinrich Voes und
Johann Esch wurden 1524 zu Brüssel verbrannt. Die Wiedertäufer in Hol-
land 1535. Unter Philipp Ii. rissen sich die 7 nördlichen Provinzen Geldern,
Holland, Seeland, Utrecht, Friesland, Groningen und Ober-Assel als Republik
der vereinigten Niederlande (Utrechter Union 1579) los und wählten Wil-
Helm, später Moritz von Oranien zu ihrem Oberhaupte. (Erbstatthalter.)
Die zehn südlichen Provinzen kehrten nach und nach, besonders seit der Er-
oberung von Antwerpen 1585, wieder zum spanischen Gehorsam zurück. 1609
mußte Spanien die Unabhängigkeit der Republik (der Generalstaaten — weil
über den besonderen Staaten oder Ständen eine allgemeine Versammlung von
Abgeordneten aller Provinzen stand, die die Generalstaaten hießen) anerkennen,
die dann der Friede von 1648 bestätigte. Der letztere bewilligte Holland auch
das Recht, ausländischen (auch spanisch-niederländischen) Schiffen die Fahrt
auf Rhein und Schelde zu verschließen (die sogenannte Rhein- und Schelde-
sperre), zum großen Schaden des deutschen Handels und zum Ruin Antwer-
pens, an dessen Stelle Amsterdam emporkam. Holland wurde nun ,(im 17.
Jahrhundert), was bis dahin Spanien und Portugal gewesen, der erste
Handelsstaat, die erste Seemacht in Europa, die Beherrscherin der Meere.
Die langen Kriege mit Ludwig Xiv. von Frankreich zeigten die Widerstands-
kraft und den Heldensinn des Volkes (Ruyter, Tromp), brachten es aber oft
in Gefahr und große Roth. Doch wurde ihr Statthalter Wilhelm Iii. König
von England 1688 an Jacobs Ii., des geflüchteten, Statt. Innere politisch-
kirchliche Unruhen erfüllten das Land in der Folgezeit, spalteten es in eine
manische (aristokratische) und patriotische (Volks-) Partei, und im Lauf des
18. Jahrhunderts verlor Holland fein Uebergewicht als See- und Welthan-
delsmacht an England. 1714 kamen die spanischen Niederlande (das heutige
Belgien) durch den Rastatter Frieden an Oesterreich, daher auch die österreichi-
schen Niederlande genannt. Im Kriege gegen Frankreich wurde das Land
1795 vom Feinde befetzt und, zur batavischen Republik erklärt, verlor es
all seinen Handel und seine Macht zur See. 1806 erhielt es in Napoleons
Bruder Ludwig einen König, und da dieser 1810 entsagte, wurde es als eine
„Anschwemmung des Rheins und der Scheide" dem französischen Reiche ein-
verleibt. Nach dem Sturze Napoleons I. wurde Wilhelm I. zum „König der
Niederlande" ernannt, und ihm auch, als Großherzogthum, Luxemburg zu-
getheilt. Aber ein Ausstand, der im Jahre 1830 in Brüssel ausbrach, rief die
südlichen Niederlande, Belgien, gegen die nördlichen, Holland, in den
Krieg. Die Belgier wählten sich schließlich den Herzog Leopold von Sachsen-
Coburg-Gotha zum König, + 1865. Folgte Leopold Ii. Der jetzige König
von Holland heißt Wilhelm Iii. (seit 1849). — Der Handel hat sich im
letzten Jahrhundert, begünstigt durch die Lage des Landes und die Industrie
des Volkes, als Zwischenhandel zwischen den Eolonien und den Staaten
Mitteleuropas wieder sehr gehoben.
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