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1. Enthaltend die vierte Stufe: Europa - S. 104

1872 - Glogau : Flemming
— 104 — 2500 außerhalb der Stadt vor Anker lagen. Ebenso ansehnlich war der Handel zu Lande mit Frankreich und Deutschland. Der jährliche Umsatz im Handel belies sich aus 600 Millionen Gulden. Einmal hatte ein reicher Kauf- mann den Kaiser Karl V. köstlich bewirthet; nach dem Mahle, da sie um den Kamin saßen, dessen Feuer Zimmetrinde nährte, warf der Kaufherr eineschuld- verschreibung von 200000 Ducaten, die auf den Kaiser lautete, ins Feuer. So hoch hielt er die Ehre, daß des Kaisers Majestät seine Stadt und sein Haus besucht hatte. Heute freilich ist alles das so nicht mehr; doch ist es noch immer eine wichtige Handelsstadt, und die großen Erinnerungen vergangener Zeiten, z. B. die heldenmütige Verteidigung gegen Alexander von Parma 1585 und gegen die Franzosen 1832 (Chass6) können nicht verlöschen. Ant- werpens berühmtester Sohn ist Paul Peter Rubens, der große Maler und Stifter der flandrischen Malerschule; in der Kathedrale befindet sich sein Herr- liches Meisterwerk: die Kreuzabnahme; in der Jacobikirche, wo er begraben ist und sein Denkmal steht, ein anderes Gemälde: die vier Evangelisten; in Köln in der Peterskirche, wo er getauft worden, die Kreuzigung des Petrus. Er starb 1640. Von seinen berühmten Schülern nennen wir: van Dyk und Teniers. Die zahlreichen Bilder des Meisters in den verschiedenen Kirchen der Stadt und sein Haus kennt jedes Kind, auch ist ihm aus der Place verte eine schöne Statue errichtet. Ein berühmter Antwerpener Maler der Gegenwart ist Verlat, der in Weimar lebt. Im Ganzen ist Antwerpen weniger schön ge- baut als z. B. Brüssel, doch hat es große Hotels und einen Königspalaft und einen prächtigen Maireplatz, und die herrlichen (Gebäude aus vergangenen Jahrhunderten, wie die mit den Gemälden der Meister der flandrischen Schule angefüllten Kirchen sind der Stadt eine unvergängliche Zierde und ihr Stolz. D. Gent (inostsland ern, der dichtest bevölkerten Provinz von Belgien) an der Scheide ist neben Antwerpen und Lüttich die dritte große Handels- und Gewerbestadt von Belgien, 4 Stunden im Umfang. Im Mittelalter war die Stadt der Schauplatz, wie großen Wohlstandes und ausgebreiteten Handels („die üppigen Genter, die in Sammt und Seide stolziren'"), so auch eines reichen und großen politischen Lebens, auch blutiger und hartnäckiger Kämpfe für ihre Rechte und Freiheiten. Diese verlor sie, als sie sich um der über- mäßigen Abgaben willen auch 1539 gegen Kaiser Karlv. empört hatte. Doch widerstand er dem Rathe Albas, diestadt, den „köstlichen Handschuh", zuver- nichten. Seitdem sank die Blüthe ihres Gewerbfleißes mehr und mehr dahin. In unserem Jahrhundert hat er durch die Einführung der Baumwollenspin- nerei und der Dampfmaschinerie wieder bedeutend zugenommen. Die Stadt zählt 126000 Einw. und ist — ein nordisches Venedig — durch Canäle in 26 Inseln getheilt, die durch 85 Brücken verbunden sind. Unter den Gebäuden merken wir die Eitadelle, die Karl V. erbaute, um die Stadt im Zaume zu halten, das prächtige Universitätsgebäude, das Rathhaus, die Kathedrale mit herrlichen Gemälden, den Prinzenhos, wo Karlv. geboren wurde, den uralten, 1180 erbauten Glockenthurm, defsen Läuten die Bürger zur Versammlung und zu den Waffen rief. Die sogenannte Rolandsglocke in diesem Thurme (daran waren die Worte zu lesen: mein Name ist Roland, wenn ich klippe, dann ist Brand, wenn ich läute, dann ist Sturm im Fländerland) mußte 1539 auch an den Kaiser ausgeliefert werden, zusammt allen Waffen und Geschützen. Merk-
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