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1. Enthaltend die vierte Stufe: Europa - S. 227

1872 - Glogau : Flemming
— 227 — heerung. Der nördlichste See ist der Enarasee in den finnischen Lappmarken, aus ihm ergießt sich ein Fluß in's Eismeer. Aber die meisten ergießen sich in die Ostsee, und nicht blos die Flüsse, sondern auch die Abflüsse weit aus- gedehnter Moore und Sümpfe. Alle diese Gewässer sind 6 bis 7 Monate im Jahre mit dichtem Eis bedeckt, die Kälte dringt bis auf den Grund der Seen, so daß manchmal die Fische darin völlig aussterben. Von Schifffahrt kann auf solchen Flüssen fast gar nicht die Rede sein, man benutzt sie fast nur, um das Holz der Wälder darauf zu flößen. Und daran ist die finnische Landschaft reich, besonders an mächtigen Nadelholzwäldern, Fichten, Kiefern, Tannen; doch finden sich auch ausgedehnte Birkenwaldungen. Mit den Wäldern wechseln Haiden, Wiesen und Moräste. Die Wälder bergen einen unendlichen Reichthum an schönen, wohlschmeckenden Beeren, Himbeeren, Erd-, Heidelbeeren u. f. w. Am ergiebigsten für den Ackerbau ist die große Ebene um Wasa im Westen. Ein eigentümliches Element erhält die Südküste des Landes durch die Schären. Hier findet sich auf breiten, rundlich gewölbten Felsrücken inmitten einer kümmerlichen Vegetation manch eine kleine rothbemalte Hütte finnischer Fischer; und wo sie sich zu größeren Flächen ausdehnen, da sieht man wohl auch auf grünen Wiesen Heerden weiden, die, vom Festlande jeden Sommer herübergeführt, hier ein friedliches, von ihrem Feinde, dem Wolfe nicht beun- ruhigtes Dasein führen. Die Bevölkerung Finnlands ist eine gemischte: zu verschiedenen Zeiten sind Russen, Dänen, auch Deutsche eingewandert, am meisten aber haben sich seit 8 Jahrhunderten Schweden angesiedelt. Auch Zi- geuner giebt es, und im höchsten Norden eine kleine lappische Bevölkerung. (Vgl. § 4.) Indessen läßt sich das finnische Volkselement in Sprache, Sitte und Character von den fremdartigen eingedrungenen genau unterscheiden. Ihre Sprache, durchaus dem Character der indogermanischen sremd, und, wie die türkische und ungarische, aber unvermischt, orientalischen Ursprungs, ist schön, leicht, wohlklingend, biegsam, sehr vocalreich. Der Finne hat tiefen poetischen Sinn, er liebt Gesang und Dichtkunst über Alles, es giebt hier noch echte unmittelbare Volkspoesie in Lied und Sage aus uralter heidnischer Zeit, und mancher Bauer, zumal im Südosten des Landes, ist Dichter. Wenn in einem Kirchspiel zwei befreundete Dichter wohnen, so kommen sie zuweilen in freien Stunden zusammen, setzen sich quer über eine Bank einander gegenüber und improvisiren ein Gedicht, indem der eine, unter fortwährendem Wiegen des Oberkörpers, eine Strophe beginnt, der Gegner sie wiederholt und eine zweite daranfügt u. f. w. Dabei stehen und sitzen Männer, Frauen und Kinder in großer Zahl umher und haben ihre Lust daran. Von Character ist der Finne langsam, aber beharrlich, tief religiös bis zur Schwärmerei, treuherzig, ehrlich, anspruchslos, von gesundem männlichem Geiste. Abgehärtet, muskelkräftig, kaltblütig, im Kampf mit Bär und Wolf der Gefahr vertraut, ist er auch ein vortrefflicher Soldat, besonders Artillerist und Scharfschütz. In Sitte, Tracht, Wohnart hat sich im Innern des Landes Alles unverändert erhalten, wie es vor langen Jahrhunderten gewesen, an den Küsten hingegen macht sich der Einfluß des schwedischen Nachbars deutlich merkbar. K. Königreich Polen. Warschau. Praga. Modlin (Festung). Kalisch Ostrolenka (1831). Lublin (noch jetzt bedeutende Handelsstadt). Sandomir. — Weichsel, Bug. 15*
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