1872 -
Glogau
: Flemming
- Autor: Kriebitzsch, Karl Theodor
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
von Hochgebirgen entführt, wie sie sich häufig in Schweizerebenen, merkwürdig
viele auch in der norddeutschen Tiefebene finden. Vgl. 1. Th. S. 56. 82.
Die achte, letzte, oberste Schicht bildet die Dammerde (Humus), welche
die Oberfläche der Thäler bedeckt. Auch hier finden wir noch Ueberreste von
Thieren und Pflanzen, die aber der historischen Zeit angehören.
Andere Geologen unterscheiden vier Hauptperioden der Erde: 1. die
Primärzeit: Grauwacke, Kohlen, Zechstein; 2. Secundärzeit: Trias- oder
Salz-, Jura- und Kreideformation; 3. Tertiärzeit: Molasse und Diluvium;
4. Alluvium: die Jetztzeit. Versteinerungen in 1. von Muscheln, Corallen,
Fischen; in 2. von Schalthieren und Reptilien; in 3. von großen Land-
säugethieren.
3. Aber auch in ihrer gegenwärtigen Formation verändert sich die Erde
noch fortwährend, wenn auch langsam und nicht in so großer Ausdehnung.
So z. B. setzt der Ganges jährlich 6400 Mill. Cubikfuß Erde an seiner
Mündung ab. Die Anschwemmungen des Missouri nehmen einen Flächen-
räum von 16000 englischen Dm. ein; dieser Fluß entführt jährlich ca. 3400
Mill. Cubikfuß erdiger Theile aus seinen Quellengegenden und lagert sie in
niedrigen Regionen ab. Flüsse versanden dadurch, daß die Berge, wo sie ent-
springen, abgenagt und als Sand dem Meere zugeführt werden. Die Mitte
Schwedens (s. § 4) hebt sich in 100 Jahren um 4 Fuß, die Südspitze dagegen
sinkt, und die Ostküste soll bereits 64 Fuß gesunken sein. Ebenso hebt sich
Dänemark im Norden, Arabien an der Westküste. Die Küste von Chile hat
sich im Jahre 1822 an 100 Meilen lang um 5 Fuß gehoben. Die Küste von
Grönland sinkt seit Jahrhunderten, ebenso die Küsten der Nord - und Ostsee.
Adria lag früher am adriatischa Meere, im 12. Jahrhundert lag es 10000
Metres davon entfernt und das hat immer zugenommen. Die Insel Kreta hat
sich auf der Westseite 24' gehoben. 1811 stieg bei St. Miguel eine Insel auf,
verschwand aber nach 1/2 Jahre wieder. 1831 stieg an der Südwestküste von
Sicilien im mittelländischen Meere gleichfalls eine vulcanifche Insel auf, die
aber nach 2 Jahren auch wieder verschwand.
4. Die größten Veränderungen hat von Anfang das unterirdische Feuer
bewirkt, indem es Berge, Gebirge, Hochebenen erhob. Aus der Wahrnehmung,
daß, wie die Wärme mit der Entfernung von der Erdoberfläche abnimmt, so,
je weiter man in das Erdinnere eindringt, in stetigem Verhältniß zunimmt,
kommt man zu dem Schluß, daß der Erdkern in einer Tiefe von 12 Meilen in
feurig-flüssigem Zustande sein muß. Die feste, starre Erdrinde steht zu der
gluthflüffigen Masse des Erdinnern noch jetzt etwa in dem Verhältniß, wie die
Schale des Eies zu seinem Durchmesser. Das unterirdische Feuer zeigt sich
noch heute wirksam in Vulcanen und Erdbeben. Die Vulcane sind Ven-
tile, aus denen Dämpfe, Gase, glühende Massen (Lava), Sand, Asche, Steine,
Schlamm ausgeworfen werden. An den Küsten und auf den Inseln finden
sich die meisten Vulcane (Vgl. § 14, 9). Aetna, Vesuv, Island sind Cen-
tralvulcane, die Inseln des griechischen Archipel Reihenvulcane, die
Eisel, das Siebengebirge sind erloschene Vulcane, jene thätige. Es giebt
viel mehr erloschene als thätige Vulcane. Asien ist der vulcanische Herd der
Erde: hier sind, was sonst nirgends auf der Erde, in seiner Mitte, fern von
der Küste, Vulcane thätig. Erdbeben kommen überall vor, nicht blos in Län-