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1. Erdkunde - S. 299

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 299 — ich einen starken, ekelerregenden Geschmack wieder, den ich schon bei der ersten Schüssel bemerkt hatte. Später kamen die berühmten Vogelnester an die Reihe; sie schmeckten aber fad. In allen Speisen, so vortrefflich sie bereitet waren, fand ich jene unbekannte Zuthat, welche mir den Magen umdrehte und meinen Widerwillen gegen das Essen fortwährend steigerte. Auf meine Frage erhielt ich die Antwort, es sei — Ricinus öl. Noch eine andere Unannehmlichkeit hatte ich bei der Tafel zu ertragen. Jeden Augenblick mußte ich nämlich meinem chinesischen Nachbarn auf die Gesundheiten, die er ausbrachte, Bescheid thun und die kleine Tasse voll Kamschn leeren. Es ist dies eine Art süßsaurer weißer Wein, aus gegorenem Reis und verschiedenen Ge- würzen bereitet, welcher warm genossen wird. Ich hätte viel darum gegeben, einige Gläser Wasser trinken zu können; aber Brot und Wasser sind an dem chinesischen Tische verbotene Dinge. Die Höflich- keit nötigte mich, so oft eine Gesundheit ausgebracht wurde, meine Tasse Kamschu auszutrinken und sie dann umzukehren, zum Zeichen, daß nichts mehr darin sei. Im nächsten Augenblicke war aber der unerbittliche Mundschenk auch schon wieder da, um sie zu füllen, da dies die chinesische Artigkeit erfordert. Jerusalem und die umliegenden Heiligen Hrte. Es war ein feierliches Erwachen am ersten Morgen, der mich in Jerusalem (Bild 101) begrüßte. Kaum graute der Tag, so zitterte meine Seele schon vor Erwartung dessen, was ich sehen sollte. Langsam ging uns die erste Stunde des Morgens vorüber. Endlich traten wir in die heilige Grabeskirche. Mir bangte fast, festen Fußes aufzutreten, und ich wußte, warum der Prophet, als sein großer Beruf ihn in die Nähe Gottes riß, die Füße entblößte, ehe er sich dem Heiligsten näherte. Ich schweige von den Formen der Kirche, welche schon von so vielen Reisenden beschrieben wurde. Meine Augen waren wie getrübt, und meine Seele war voll unendlicher Wehmut. Im westlichen Chor der Kirche liegt die Kapelle des heiligen Grabes selbst. Ein kleines Gemach, das kaum vier Personen saßt,
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