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1. Das Maingebiet - S. 101

1908 - Schwabach : Schreyer
— 101 — 2. Ruf der Massenönrg. a) Wir wandern vom Korbmacherland aus nach Osten, immer den Main entlang und kommen bald vorüber au der Stelle, wo unser Fluß die im Frankenwald entspringende Nodach aufnimmt. Diese führt dem Maiu viele miteinander verbundene schwimmende Baum- stamme — Flöße — zu, die schon lange unsre Aufmerksamkeit auf sich zogen. — Nun begegnet uns ein Eisenbahnzug, der nur aus weiß angestrichenen Wagen besteht! „Das ist ein, Bierzug." — Er kommt von Kulmbach, einer Stadt, die hier am Weißen Main liegt. Vielen hohen Schornsteinen entqualmen unaufhörlich schwarze Rauchwolken. Kulmbach ist eine Fabrikstadt. Namentlich gibt es dort große Brauereien, die vortreffliches Bier Herstelleu. Dazu ver- wenden sie vielleicht Hopfen von Spalt — Und der Bierzug? Sie verschicken ihr Bier iu audre Städte. Weit fort, sogar uach Afrika und Australien, kommt Kulmbacher Bier. Zusammenfassung: Kulmbach. Waudruug uach Osten; Rodachmündung, Flöße; Bierzug; Kulmbach a. W. Maiu; Kulmbacher Wer. b) Hoch obeu erblicken wir ein mächtiges Schloß. Es ist die viertürmige, „trotzig-finstere" Plasseubura. Wem gehörten die Schlösser in Ansbach, Erlangen und Neustadt? Den Mark- grafen. — Auch die Plassenbnrg war ein M ar kg r a f e n fch lo ß. Dort giug es oft lustig her. Freilich sah" die Plasseuburg auch' traurige Tage. Der Markgraf war gestorben und hatte eine trauernde Witwe mit zwei Kiuderu, einem Knaben und eiuem Mädchen, hinterlassen. Als das Trauerjahr vorüber war, wollte die Witwe dem Burggrafeu von Nürnberg die Hand zum ehelichen Bnnde reichen. „Wenn nur vier Augen nicht wären!" ließ dieser der Gräfin zu wissen tun. „Da kann geholfen werden!" denkt Kunigunde. In der Nacht schleicht die Rabenmutter au das Lager ihrer schlafenden Kleinen und bohrt deu Ärmsten eine goldene Nadel in das Gehirn. — Verzweiflungsvoll rang die Heuchlerin die Hände, als man ihr am andren Morgen die Kunde von dem plötzlichen Tod ihrer Kinder überbrachte. Nur die schweigende Nacht war Mitwisserin der schrecklichen Tat. Kaum wareu die Ermordeten bestattet, so erwachte das Gewissen der gottlosen Mutter. In wilden Träumen erzählte sie von ihrer Blutschuld. — Dem Burggrafen kommt die Nachricht zu Ohren. „Davor behüte mich Gott, daß ich die Mörderin ihrer Kinder heimhole in meine Burg!" ruft er voll Abscheu aus. — Nicht die Augen der unschuldigen Kinderlein hatte er gemeint, sondern die seiner Eltern, die nicht in die Ehe willigen wollten. Aus der Heirat wurde nichts. Ruhelos wanderte die Verlassene umher. Auf den Knien rutschte sie iu ihrer Seelenangst einmal gar von der Plassenbnrg an das Grab der er-
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