1908 -
Schwabach
: Schreyer
- Autor: Bahmer, David, Wenger, Franz, Lutz, August, Korn, Adolf
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Regionen (OPAC): Maingebiet, Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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„O Spessart, edler Forst, du bist
Der Wälder Preis zu jeder Frist! . . .
Mit Deinen Buchen, Deinen Eichen
Läßt sich kein andrer Wald vergleichen.
Wie Säuleu schlank im Tempelraum
Stehn Deine Stämme, Baum au Baum,
Und Deiue Wipfel wölben sich
Zum weiten Dom andächtiglich."
(Zedlitz.)
Geheimnisvoll umrauscht uns der Wald; setzen wir uns ins
weiche Moos um ein wenig seiner wundersamen Sprache zu lauscheu.
» Ein paar uralte Eicheu planderu vou Kaiser Karl und Friedrich Rot-
bart, die oft in diesem Forste jagten; steinerne Heiligeubilder erzählen
von der Zeit, da fromme Pilger bei ihnen beteten; zerfallene Hoch-
öfeit und Hammerwerke sind Zeugen früherer Industrie; das ver-
witterte Kreuz hier am Weg berichtet vou eiller Mordtat der Räuber,
die einst den Spessart unsicher machten; die Trümmer dieser Burg,
die Kapelle dort, die murmelnde Quelle: was könnten sie uns alles
berichten ?
Zusammenfassung: Schönheit und Sageureichtum des
Spessarts.
c) Eiue Geschichte wollen wir lins gellaller erzählen lassen:
Der Schloßherr von Mespelbrnnn stieg zu Pferde um zur Jagd
zu reiten. In zerrissenen Kleidern nahte sich ihm eiil Bettler und
bat demütig: „Herr, gebt mir ein Stück Brot; ich habe seit gestern
nichts gegessen." Doch mit harten Worten wies ihn der Unbarm-
herzige zurück und sprengte mit seinen Weidgesellen und der bellende»
Hnndemente in den Wald. Lange dauerte die Jagd; hungrig und
durstig wollte mau sich eudlich auf den Heimweg machen. Plötzlich
stürmt noch ein stattlicher Hirsch vorüber. Der Schloßherr jagt ihm
nach, lauge Zeit, über Höhen und durch Schluchteu, immer weiter
und weiter. Auf einmal ist der Hirsch verschwunden. Riemen und
Sattelzeug des Pferdes sind zerrissen; das Tier, zum Tode erschöpft,
bleibt steheu; der Ritter selbst weiß uicht, wo er sich befindet. Hunger
und Durst peinigen ihn sehr. Da erscheint der Bettler vom Morgen.
Stillschweigend nimmt er seine Halsbinde ab, zerreißt sie in Streifen,
siellt Riemen und Sattelzeng wieder her und reicht dem Ritter dell
Bügel, der, indem er sich aufschwingt, stannend fragt: „Wer bist Du?"
Doch der Bettler bleibt die Antwort schuldig. Ju demütigem Ton
spricht er nur: „Wißt Ihr uuu, Herr, wie der Hunger tut ? Ihr werdet
keinen hungrigen Bettler mehr von Eurem Hofe jagen." Darauf wies
er ihn ans den rechten Weg und war plötzlich verschwunden. Scham-
röte im Antlitz, ritt der Burgherr heim. (Nach Trinius.)
Zusammenfassung: Der Schloßherr von Mespelbruuu.