1908 -
Schwabach
: Schreyer
- Autor: Bahmer, David, Wenger, Franz, Lutz, August, Korn, Adolf
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Regionen (OPAC): Maingebiet, Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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wenn in einer Gegend Hopfen gedeihen soll? Am besten ist es für die
Hopfenpflanze, wenn die Abhänge der Berge gegen Süden, Südosten
und Südwesten geneigt sind, so daß der Hopfen einerseits gegen die
rauhen Nord- und Ostwinde geschützt ist, andrerseits von der Sonne
viel beschienen werden kann. Auch verlangt der Hopfen einen tief-
gründigen, fruchtbaren Boden. Will also der Landmann ein Stück Acker-
land in eine Hopfenanlage umwandeln, so muß er dasselbe sehr tief
umgraben, von allen Steinen befreien und reichlich mit Dünger ver-
sehen. Im Herbst legt er dann Stocksprossen, sog. Fechser, von der
besten Hopfensorte in die Erde. Im nächsten Frühjahre erscheinen die
ersten schwachen Triebe, die der Landmann an kurzen Stäben anbindet.
Aber noch darf er keine Ernte erhoffen. Im dritten Jahre endlich
kommen stärkere Ranken zum Vorschein und der Bauer muß die ein-
zelnen Hopfenstöcke mit langen Stangen versehen. Von den Ranken
läßt er nur die drei schönsten stehen. Diese ranken sich wie die Bohnen
(aber in entgegengesetzter Richtung) an der Stange empor. Aber be-
ständig muß der Landmann nachscheu und muß die Reben an den
Stangen mit Binsen oder Stroh anbinden, damit sie sich nicht von den
Stangen entfernen. In manchen Gegenden trifft man in Hopfengärten
statt der Hopfenstangen sog. Drahtanlagen an. Über dem Hopfen-
garten befindet sich ein Balkengerüst, an welchem oben Drähte wagrecht
gezogen sind An jeder Hopfenpflanze steckt ein knrzer Pfahl, von dem
eine Schnur bis hinauf zum Draht gezogen ist. Hier ranken sich die
Reben au der Schnur in die Höhe. Haben die Hopfenreben das Ende
der Stangen oder Schnüre erreicht, so ist für den Hopfenbauern eine
Zeit der Ruhe, aber auch eine Zeit banger Sorge gekommen. Wird
feine Pflanzung von den Hopfenschädlingen und Hopfenkrankheiten ver-
schont bleiben? Wird die Stangen- oder Drahtanlage den heftigen
Gewitterstürmen des Sommers stand halten? Wird der Hopfen richtig
„anfliegen", d. h. werden sich die Blüten richtig ansetzen? Im
Sommer endlich erscheinen zur Freude des Bauern die Blüleu in großer
Zahl. Der September ist die Zeit der Hopfenernte. Man schneidet die
Reben nahe am Boden ab, streift sie von der Stange, bindet sie in
Büschel und schafft sie nach Hause. Dort ist alt und jung damit be-
fchästigt, die weiblichen Fruchtzapfen, die man Dolden oder Trollen,
nennt, abzupflücken. Diese sind von gelblich-grüner Farbe und
werden durch herzförmige Schuppen gebildet, welche iu kleinen Wärzchen
oder Drüsen das Hopfenbitter enthalten. Die gepflückten „Dolden"
werden in luftigen Räumen zum Trocknen ausgebreitet; daher haben
die Hänser in Hopfengegenden meist sehr hohe Giebel mit 4—5 Böden
übereinander, die mit vielen Dachöffnungen versehen sind. In neuerer
Zeit wird das Trocknen des Hopfens in eigens dazu errichteten Hopfen-
darren besorgt. Die getrockneten Dolden werden in großen Säcken fest-
getreten und in den Handel gebracht. Der Preis des Hopfens ist in
den verschiedenen Jahren sehr schwankend: der Zentner kostet manchmal