1908 -
Schwabach
: Schreyer
- Autor: Bahmer, David, Wenger, Franz, Lutz, August, Korn, Adolf
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Regionen (OPAC): Maingebiet, Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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werden die Zweige an Luft und Sonne möglichst rasch getrocknet.
Solche Trockeu-Anlagen sahen wir vom Wagenfenster aus.
Zu feineren Arbeiten sind die Zweige zu stark. Mau muß
sie in drei oder vier Schienen spalteu. Dazu verweudet man ein
einfaches hölzernes Werkzeug, deu „Reißer". Der Korbmacher ver-
fertigt sich denselben, indem er in das dünne Ende eines zugespitzten
harten Holzstückes einige Kerben schneidet, sodaß drei oder vier keil-
förmige Schneiden entstehen, die wie Strahlen im Mittelpunkte zu-
sammentreffen. In die zu spaltende Nute werden am stärkeren Ende
ebenfalls tiefe Kerbeu eiugefchuitteu. Die Keile des Neißers greifen
ein und spalteu beim Fortschieben den ganzen Zweig in drei oder
vier dreiseitige Schieueu. Nun gilt es, diese kantigen Stücke mittels
des „Korbmacherhobels", eiues messerartigen Werkzeugs^ in glatte
Schienen umzuwandeln. Zieht man die geglätteten schienen
durch zwei aufrecht steheude Messer (den „Schmaler"), so werden die
Schienen gleich breit.
Nun sehen wir einem Korbmacher bei der Arbeit zu. Da
fällt uus ein, daß anch Nobinson Körbe machen wollte. Er stellte
sich nicht ungeschickt; aber unser Arbeiter versteht die Sache doch viel
besser. Das wuudert uns nicht. Er hat ja die Korbmacherschule in
Lichtenfels besucht, hat viel schöue Muster gesehen, hat zeichnen und
allerlei kunstvolle Geflechte fertigen müssen.
Jetzt zeigt er uus, wie ein Korb entsteht. Anfänglich glauben
wir, er wolle einen mächtigen Schild herstellen; denn er verbindet
lange, kräftige Nuten in der Milte fo, daß sie nach allen Seiten
strahlenförmig auslaufen. Durch diese Strahlen zieht er wellenförmig
dünnere Zweige. Es entsteht eine immer größer werdende Spirale,
der Boden. Daranf nagelt er den Stöpsel (hölzerne Scheibe von
der Gestalt des Bodens) oder setzt eine Form auf, die dem Innern
des Korbes entspricht und biegt die Strahlen auf. Die oberen, dünnen
Enden bindet er zusammen. Durch Eiuslechteu der Schienen entsteht
die K o r b w a n d. Besondere Sorgfalt verwendet er auf die Her-
ftelluug des Randes.
Feinere Korbwaren, zu dereu Anfertigung auch spanisches
Rohr, Bambus, Schilf, Palmblätter-Rippen und besonders Efparto-
Gras (Spanien und Nordafrika) in Verwendung kommen, werden
gebleicht, lackiert, gefärbt, bronziert, oft sogar vergoldet.
Dann erst kommen sie in den Handel.
8. Die Weberei.
Mehrere Jahre meiner Kindheit verbrachte ich in einem Gebirgs-
dörschen. Fast aus jedem der kleineu Häuschen vernahm man den
ganzen Tag hindurch eiu merkwürdiges klapperndes Geräusch. Es kam
von dem Webstuhl, der beinahe die Halste des kleinen Stübcheus ein-
nahm. Die meisten Leute im Dörsleiu waren mit Weberei beschäftigt.