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1. Donaugebiet und Rheinpfalz - S. 60

1898 - Schwabach : Schreyer
— 60 — sie imstande, größere Lasten zu tragen, sie ist schiffbar. Auf Flößen wird eine Menge Holz (Stämme, Bretter, Latten) stromabwärts befördert. Die Ulmer Schachteln*), hochrandige, mit einem Dach versehene Schiffe, fahren, mit allerlei Waren beladen, bis nach Österreich und Ungarn, kommen aber nicht mehr zurück (warum wohl?), sondern'werden dort verkauft. Zusammenfassung: Eintritt in Bayern. Vor ihrem Ein- tritt in Bayern nimmt die Donau von rechts her die Jller auf. Dann tritt sie zwischen die zwei Städte Ulm und Nenulm. Diese bilden eine Festnng. Ulm besitzt ein herrliches Münster mit dem höchsten Turm der Erde. Nach Ulm wird die Donau schiffbar. d. Auf dem langen Dach der Münsterkirche ist ein großer ver- goldeter Spatz angebracht, der einen Strohhalm im Schnabel trägt. Das ist der „Ulmer Spatz". Hört seine Geschichte!**) „Ohne den Verstand des Spätzleins wäre es ein Ding der Unmög- lichkeit gewesen, den Münsterturm zu stände zu bringen. Das wird Euch recht rätselhaft dünken, und gewiß seid Ihr begierig, etwas Näheres hierüber zu vernehmen. X^Jedem Kinde ist es bekannt, daß man ohne ein richtiges Baugerüst weder ein kleines Gebäude, geschweige denn einen hohen Turm fertig bringen kann. Wie man ein solches Baugerüst heutzutage aus Balken und Bohlen herstellt, so war es auch in jener Zeit. Weil der Münster gar so hoch werden sollte, verlangte der Meister auch ein hohes und festes Gerüste. Man ging darum mit Beilen und Äxten hinaus in den schönen Wald und fällte die Bäume, fo groß und hoch, als man sie finden konnte. Sogleich waren auch die Wagen bereit, die gefällten Bäume in die Stadt zu fahren. Der größte Baum wurde sofort quer- über den Wageu gelegt und dieser mit vielen Ochsen bespannt. Die Fahrt znr Stadt gelang gut. Doch, als mau zum Stadtthore kam, da begann die liebe Not. Dasselbe war viel zu klein, um den Baum hinein- schaffen zu können. Die Ochsen kamen wohl durch das Thor und zogen mit aller Kraft; aber der querliegende Baum ging nicht hindurch, und das Thor selbst war fest wie ein Stein und wollte auch nicht weichen. Da war guter Rat teuer. All' die hohen Magistratsräte wurden herbei- gerufen; man wollte ihren weisen Ausspruch hören. Doch kein Rat wollte zum Ziele führen, und vergebens durchsuchte mau die gelehrten Werke nach Ausschluß. Alles war umsonst, und man mußte auch deshalb den Münsterbau einstellen. Lange stand der querüberliegende Baum vor dem Thore und würde vielleicht noch davor stehen, wenn nicht zum Glücke ein großer Gelehrter zu jener Zeit in Ulm gelebt hätte. Wie Euch bekannt ist, geben solche Leute auch sorgfältig auf die kleinsten Dinge *) In neuester Zeit sind die Ulmer Schachteln seltener. **) Ans der Jugendlust, 1879, Seite 83.
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