1898 -
Schwabach
: Schreyer
- Autor: Wenger, Franz, Bahmer, David, Korn, Adolf, Lutz, August
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Regionen (OPAC): Donaugebiet, Rheinpfalz, Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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3. Was uns die Bergwanderung Neues und Schönes
bietet.
Zeitig schlüpfen wir am nächsten Tag aus den Federn und machen
uns auf den Weg. Es ist ein kühler Morgen. Millionen von Tau-
perlen glänzen an Halm und Blatt. Die Spitzen der Berge sind in
Wolkenhauben gehüllt; wir hoffen, daß die höher steigende Sonne sie
später vertreiben wird. In tiefen Zügen atmen wir die frische Mor-
genlust ein und schreiten munter vorwärts, um uns in der Kühle des
Morgens zu erwärmen.
Wir haben einen bequemen Weg, aus dem wir Bergschuhe und
Bergstock entbehren könnten. Ein königlicher Reitweg bringt uus auf
deu Herzogenstand. Wir wandern durch herrlichen Laubwald lang-
sam bergan. Kräftige Buchen wölben ihr Laubdach über uns wie im
Spessart. Allerlei Blumen, durch Farbenpracht und Wohlgeruch aus-
gezeichnet, machen den Boden zu einem prächtigen Teppich.
Bald ist der Buchenwald zu Ende, und dunkle Fichtenwälder
nehmen uns auf. Von den mächtigen Stämmen hängen lange Flechten
herunter; Preifelbeersträucher bedecken den Boden. Der Weg wird
steiler, wir bleiben manchmal stehen, um etwas auszuschnaufen.
Jetzt lichtet sich der Wald. Bald ist er ganz zu Ende. In dem
felsigen Boden finden die Bäume nicht mehr genug Nahrung, und die
rauhen Winde hindern ihr Wachstum.
Dichtes Bnfchwerk, aus verkrüppelten Bäumen bestehend, bedeckt
hier den Boden. Aber auch die lieblichen Alpenrosen wachsen hier
in großer Menge. Die Alpenrosen sind Verwandte der Preiselbeeren,
kleine Sträucher mit roten, trichterförmigen Blüten. (Abbildung!)
Zusammenfassung: Weg durch Laubwald, Nadelwald,
Buschwald.
Während wir zwischen den blühenden Alpenrosen etwas rasten,
sollt Ihr hören, was die Alpenleute von der Entstehung dieser Blume
erzählen:
Ju uralter Zeit wohnte ein Mädchen im Alpenland, das ebenso hoch-
mütig wie schön war, ebenso gefühllos im Herzen wie lieblich von Angesicht.
Mancher Bursche wollte sie als Frau in sein Haus führen ; aber keiner war
ihr gut genug. Auch ein wackerer Jäger, Namens Hans, warb um ihre Hand.
„Wenn Du mir von der Felswand dort einen Strauß Edelweiß holst, will ich
Deine Frau werden," antwortete sie. Sie meinte, der Hans würde sich
das nicht getrauen; denn jeder hielt den Felsen für unersteigbar. Der
Hans aber versuchte es doch. Er kletterte an der Wand empor und
pflückte einen Stranß der schönen Blümlein. Plötzlich löste sich ein
Felsstück los, ans dem er stand,'und im nächsten Augenblick lag der
arme Bursche zerschmettert unten am Weg, das Edelweiß noch in der