Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Donaugebiet und Rheinpfalz - S. 107

1898 - Schwabach : Schreyer
— 107 — 3. Was uns die Bergwanderung Neues und Schönes bietet. Zeitig schlüpfen wir am nächsten Tag aus den Federn und machen uns auf den Weg. Es ist ein kühler Morgen. Millionen von Tau- perlen glänzen an Halm und Blatt. Die Spitzen der Berge sind in Wolkenhauben gehüllt; wir hoffen, daß die höher steigende Sonne sie später vertreiben wird. In tiefen Zügen atmen wir die frische Mor- genlust ein und schreiten munter vorwärts, um uns in der Kühle des Morgens zu erwärmen. Wir haben einen bequemen Weg, aus dem wir Bergschuhe und Bergstock entbehren könnten. Ein königlicher Reitweg bringt uus auf deu Herzogenstand. Wir wandern durch herrlichen Laubwald lang- sam bergan. Kräftige Buchen wölben ihr Laubdach über uns wie im Spessart. Allerlei Blumen, durch Farbenpracht und Wohlgeruch aus- gezeichnet, machen den Boden zu einem prächtigen Teppich. Bald ist der Buchenwald zu Ende, und dunkle Fichtenwälder nehmen uns auf. Von den mächtigen Stämmen hängen lange Flechten herunter; Preifelbeersträucher bedecken den Boden. Der Weg wird steiler, wir bleiben manchmal stehen, um etwas auszuschnaufen. Jetzt lichtet sich der Wald. Bald ist er ganz zu Ende. In dem felsigen Boden finden die Bäume nicht mehr genug Nahrung, und die rauhen Winde hindern ihr Wachstum. Dichtes Bnfchwerk, aus verkrüppelten Bäumen bestehend, bedeckt hier den Boden. Aber auch die lieblichen Alpenrosen wachsen hier in großer Menge. Die Alpenrosen sind Verwandte der Preiselbeeren, kleine Sträucher mit roten, trichterförmigen Blüten. (Abbildung!) Zusammenfassung: Weg durch Laubwald, Nadelwald, Buschwald. Während wir zwischen den blühenden Alpenrosen etwas rasten, sollt Ihr hören, was die Alpenleute von der Entstehung dieser Blume erzählen: Ju uralter Zeit wohnte ein Mädchen im Alpenland, das ebenso hoch- mütig wie schön war, ebenso gefühllos im Herzen wie lieblich von Angesicht. Mancher Bursche wollte sie als Frau in sein Haus führen ; aber keiner war ihr gut genug. Auch ein wackerer Jäger, Namens Hans, warb um ihre Hand. „Wenn Du mir von der Felswand dort einen Strauß Edelweiß holst, will ich Deine Frau werden," antwortete sie. Sie meinte, der Hans würde sich das nicht getrauen; denn jeder hielt den Felsen für unersteigbar. Der Hans aber versuchte es doch. Er kletterte an der Wand empor und pflückte einen Stranß der schönen Blümlein. Plötzlich löste sich ein Felsstück los, ans dem er stand,'und im nächsten Augenblick lag der arme Bursche zerschmettert unten am Weg, das Edelweiß noch in der
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer