1905 -
Halle a.S.
: Schroedel
- Autor: Schlottmann, Karl, Tromnau, Adolf
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule, Mittelschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Aus bei Länderkunde der Erdteile.
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Malayen. — Der Religion nach sind die Bewohner N.® und O. - Afrikas
Mohammedaner, der größte Teil der Neger noch Heiden. Das
Christentum tritt nur vereinzelt aus. Am meisten vertreten ist es in
Südafrika, Madagaskar, Abessinien, Ägypten und Algier.
Im allgemeinen steht Afrika auf einer tiefen Stufe der Gesittung. Die
abgeschlossene Natur des Erdteils war ihrer Ausbreitung sehr wenig günstig,
wie ja denn auch erst in letzter Zeit die Gebiete Jnnerasrikas von kühnen
Reisenden erforscht worden sind.
I. Nordafrika.
1. Tie Länder am Nil. Der Nil tritt als Weißer Nil aus
dem Nordende des Victoriasees und durchfließt im n. Laufe die Steppen-
lände r des östlichen Sudan, größtenteils von den Engländern erobert.
Auf seinem weiteren Laufe vereinigt sich der Fluß mit dem Blauen Nil,
der aus Habesch kommt. Auf deu weidereichen Hochflächen dieses Alpen-
landes konnte sich das dunkelfarbige Volk der Abessini er inmitten der
Herrschaft des Islam das Christentum bewahren. — In 8.-förmigem
Laufe durchströmt der Nil die gluthauchende Wüste des Stufenlandes Nubien,
bildet zahlreiche Wasserfälle, durchfließt Ägypten, ohne Nebenflüsse auf-
zunehmen, und mündet in einem Delta*) ins Meer.
Ägypten, das alte Wunderland der Pharaos besteht eigentlich nur aus
dem schmaleu, etwa 20 km breiten Niltal, das sich n. zu einer umfang-
reichen Deltaebene erweitert. Die Fruchtbarkeit des Bodens ist „ein
Geschenk des Nils". Er verwandelt vom August bis Spätherbst das gauze
Land in ein Meer, aus dem die höher gelegenen Ortschaften wie Inseln
hervorragen. Das Wasser hinterläßt einen fruchtbaren Schlamm. Auf der
Schwarzerde des Niltalbodens wachsen allerlei Früchte, Getreide, Baumwolle,
Dattelpalmen.
Im Altertum war Ägypten ein blühender Kulturstaat. Die arme
Landbevölkerung heißen Fellachen, d. h. Pflüger. Die herrschende Religion
ist der Islam.
Ägypten ist ein türkischer Staat unter englischem Einfluß.
Der Vizeköuig wohnt in Kairo, der volkreichsten Stadt Afrikas. Die Stadt
hat 400 Moscheen und viele Sehenswürdigkeiten. In der Nähe die Pyra-
miden. — Die wichtigste Hafenstadt ist Alexandria; in dieser Stadt
wohnen viele Europäer. — Der Sues-Kanal führt aus dem Mittel-
ländischen ins Rote Meer.
2. Die Syrien und Atlasländer umfassen den Nordrand Afrikas,
ehemals auch Verb er ei genannt, von Berber st ämmen, Arabern
bewohnt.
Der ö. Teil ist die türkische Provinz Tripolitanien mit dem weide-
reichen Hochland von Barka und der Oase Fessan.
Der westliche Teil wird vom Atlas erfüllt, der die dürren Hochsteppen'
der Schotts mit Salzseen und Halfagräsern einschließt. Das Vorland in
der Nähe des Mittelmeers ist fruchtbar. Dem Wassermangel im Innern
des Landes sucht mau durch Anlage von Tiefbrunnen abzuhelfen.
_*) Deltas sind Mündungsschwemmländer, die durch die Sinkstoffe der Flüsse
aufgeschüttet worden sind und von Mündungsarmen durchfurcht werden (Nil, Po,
Weichsel, Ganges).
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