Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Geschichte des Altertums - S. 45

1892 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Itt. Das geistige Leben. 45 kennen ist. Es vollzog sich in dem gesamten Denken der Nation eine bedeutungsvolle Wandelung: man begann über das Recht des Einzelnen gegenüber der Gesamtheit, auch gegenüber dem Überlieferten in Sitte und Glauben nachzudenken und dieses Recht mehr und mehr zu betonen; ein Geist des Kriticismus und Skepti- cismus machte sich geltend. Dieses subjektive Element tritt her- vor sowohl in der Dichtung, der Tragödie wie der Komödie, als besonders im philosophischen Denken. a) Die Dichtung. Der dritte große Tragiker Euripides war geb. 480, nach der Überlieferung am Tage der Schlacht von Salamis, und starb kurz vor Sophokles. Zu seinen bedeutendsten Tragödien gehören: „Medea“, „Hippolytos“, „Iphigenie in Aulis“, „Iphigenie bei den Tauriern“. — Zwar war der genialste Komö- diendichter vielleicht aller Zeiten, der Athener Aristophanes, — wie stets die Satire aus der Opposition gegen das Bestehende ihre hauptsächlichste Nahrung zieht, — ein heftiger Gegner der Demo- kratie und der ganzen modernen kritisch-skeptischen Aufklärung, ein Mann, dessen Ideale einer vergangenen Zeit angehörten: — so sind die „Ritter“ gegen Kleon gerichtet, die „Wolken“ gegen Sokrates, den er mifsverstandenerweise für den gefährlichsten Sophisten hielt, die „Wespen“ gegen die Sucht der Athener sich zu den Gerichtshöfen zu drängen, die „Vögel“ gegen den unter- nehmungslustigen Geist der Athener (414 aufgeführt!), die „Frösche“ gegen Euripides als denverderber der attischen Kunst. Und doch trug auch „der ungezogene Liebling der Grazien“ durch seinen beifsenden Spott, die Zügellosigkeit seines Witzes und seinen Cynismus gerade zur Beförderung des kritisch-zersetzenden sati- rischen Sinnes bei. b) Die Sophistik und Sokrates. Die Sophistik, welche gegenüber der früheren, fast ausschliefslich kosmologischen Pro- blemen zugewandten Forschung deswegen einen Fortschritt des philosophischen Denkens darstellt, weil sie auf den Menschen als wollendes und denkendes Subjekt ihre Reflexion richtete und so eine Ethik und Logik anbahnte, überspannte das Prinzip des Subjektivismus ins Mafslose („Der Mensch ist das Mafs aller Dinge“ Protagoras von Abdera) und gelangte auf dem Wege der Begriffs- analyse und Dialektik zu höchst bedenklichen Folgerungen auf
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer