1879 -
Gütersloh [u.a.]
: Bertelsmann
- Autor: Hess, Georg
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
94 Erstes Buch. Die außereuropäischen Welttheile.
über 400 M. zwischen Wüsten hin und erhält während der letzten 320 M.
keinen Nebenfluß, spendet aber dennoch so reichliche nud regelmäßige Ueber-
schwemmungen, daß er dadurch auf schmälstem Räume eine der ersten Korn-
kammern der Erde geschaffen hat. Aegypten ein donum Nili.
Oberlauf. Aeußerstes Quellenbassin der im N. vom Aequator durch-
schnittene, 1160 vi hoch liegende Ukerewe (Victoria Nyansa) See,
1250 s^jm. groß (ohne Inseln), der manche Zuflüsse erhält. Aus ihm
fließt mit mehreren Wasserfällen der Victoria Nil zu dem 500 m tiefer
liegenden Mwntan (Albert Nyansa) See, der nördlich des Aequators
liegt und schwimmende Inseln trägt (Fig. 60)2). Aus diesem strömt der
Hauptstrom des Nil, der Bahr el Dschebel (- Bergstrom) nach N. und
empfängt unter 9° N. Br. erst links den Bahr el Gh asal (- Gazellensluß) mit
reichen Zuflüssen aus Nw. (Dar För) W. und S., dann r. den So bat aus Ha-
besch. Bei der großen Zahl der hier fächerförmig zusammenströmenden Neben-
flüssen entsteht hier eine Gegend reichster Bewässerung, ein Gemisch von Sumpf,
See und Fluß (See No an der Mündung des Bahr el Ghasa!); oft ganze
Gegenden nur ein See; aber die angrenzenden höheren Gebiete äußerst üppig
mit reichstem Thierleben und der dichtesten Bevölkerung, die sich in Afrika
findet. Nach dem Einflüsse des Sobat fließt der Nil, nun Bahr el A'biad
(- weißer Fluß) genannt, weil er grauweißliche Thonerde mit sich führt, 8
Grade lang nach N. bis Chartüm, wo er den Bahr el A'srak (= schwarz-
blauer Fluß) empfängt; dieser so genannt, weil er schwarzblaue Erdmassen aus
den Gebirgen von Habesch mit sich führt, durch die er sich spiralförmig hin-
durchwindet, den inselreichen See Tsana durchfließend; Monate lang nur
ein seichtes Steppengewässer, sendet er, namentlich vom Mai ab, dem Nil einen
großen Theil der die Ueberschwemmnngen erzeugenden Flnthen zu^).
Mittellauf. Von Chartüm aus beschreibt der Nil zuerst einen großen
nach No. gerichteten Bogen, r. den A'tbara, der im Oberlauf Takassie
(= Fluß) heißt und seiner Natur uach dem blauen Nil ähnlich ist, aus Habesch
empfangend, dann einen zweiten nach Sw. gerichteten Bogen (um die Nu-
bische Steppe). Dabei hat er bis Assuan 10 Katarakten zu überwinden,
von denen der bei Wad i Halfa (24° N. Br.) — der größte auf der Erde —
c. 4 M. laug ist. Schifffahrt im Mittellauf daher nur mit kleineren Fahr-
zeugen und nur unter manchen Hindernissen möglich.
caput Nili quaerere hieß etwas Unerreichbares unternehmen. Denuoch die aus müud-
lichen Ueberliefernngen gewonnenen Nachrichten der Alten über die Nilquelleu im Ganzen
neuerdings bestätigt. Gegenwärtig nur noch die Zuflüsse der Ukerewe nicht ganz bekannt,
unter denen die oberste Nilquelle zu suchen ist.
2) Nach Stanleys* Entdeckungen ist der Alexandra Nil (Kagera), der durch den
Alexandra Nyansa See (zwischen Mwutau und Tanganyika) und den Jngezi
See fließt (c. 5° S. Br. entspringend) Hauptzufluß des Ukerewe. Der Tangauyika
See gibt, obwohl 64 in höher als der Mwutau liegend, doch keine Gewässer an diesen
ab, sondern schickt Abflüsse nach W. zum Congogebiet. (§ 138).
3) Den sich gleich bleibenden Theil seiner Gewässer erhält der Nil vorwiegend vom
Bahr el Abiad, der fortwährend durch tropische Regen gespeist wird, aber auch schon
im Februar.anschwellungen zeigt. Die Hauptmasse der Ueberschwemmuugsfluthen aus
Abessinien führt dem Strom große Mengen feiner und überaus fruchtbarer dunkler
vulkanischer Erde zu, welche wegen des starken Gefälls des Nils (Katarakten!) nicht eher
zu Boden sinkt, als bis der Nil, der in Nubien wegen breiteren Bettes und höherer
Ufer keine Ueberschwemmnngen bewirkt, in Aegypten über die Ufer tritt. Dagegen sinken
die gröberen unbrauchbaren Gesteintheile schon früher zu Boden.