1879 -
Gütersloh [u.a.]
: Bertelsmann
- Autor: Hess, Georg
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
92 Zweites Buch. Europa.
eine Menge sehr wichtiger Pässe, die namentlich im Anfange des Mittelalters
stark benutzt wurden3).
3. Vom Jura gehört hieher der südlichste Thal ganz; vom übrigen
Jura liegt der breite Westabfall auf französischem Gebiet.
4. Vom deutschen Mittelgebirgsland gehört zu Frankreich der
westliche Absall des südlichen Wasgenwaldes (Vogesen) (nördlich bis
zur Saarquelle). Das c. 250 m hohe Plateau v on Lothringen (§ 286), ein
Uebergangsland von Deutschland nach Frankreich, gehört jetzt zu 3/* zu letzterem.
Es lehnt sich im O. an den Wasgenwald an und wird im W. durch die
Maasberge und (nördlicher) durch die Doppelkette der unwegsamen und
stark bewaldeten, doch nur bis c. 400 in hohen Argonnen auf dem linken
Maasufer begrenzt, die nördlich bis an die Ardennen reichen^).
B. Das französische Mittelgebirge ist eine steil nach O. zum
Rhonethal, allmählich (in Terrassen) nach W. abfallende Massenerhebung aus
Granit, in der die Flüsse so tiese Furchen eingerissen haben, daß durch sie
Gebirgsketten hergestellt scheinen, während an andern Stellen vulkanische Ge-
steines emporgequollen sind und sich in langen Strömen über die ursprünglichen
Massen ergossen haben.
Im No. führen Kalkmassen zum deutschen Mittelgebirge hinüber.
Von der Senkung d.s Canal du Midi führen die Ceveinien (bis über
1500 m hoch) zur eigentlichen Centralmasse des Mittelgebirgs, dem Hoch-
lande von Gevaudan und Vivarais mit dem Mont de la Lozere
(1700 m) und dem nördlicheren M. Mezin (1750 m)6).
s) Damals waren nämlich die östlicheren Alpenpässe weniger gangbar; diese erst später
unter den hohenstaufischen und Habsburgischen Kaisern mehr aufgekommen. Zu erwähnen
sind namentlich folgende Straßen und Pässe: a. Von Nizza über den Col di Tenda
(1800 m hoch), nach der Poebene. b. Von Avignon im Thal der Durance entlang
über den M. Genevre nach Snsa (wiederholt von französischen Heeren überschritten,
1900 m hoch), c. Von der Jsere und ihrem Nebenfluß Arc aus über den M. Cenis
nach Snsa (Karl d. Große 773 gegen die Langobarden, Heinrich Iv. 1076 nach Canossa.
Hauptpaß bis in die Hohenstaufenzeit auch für die durch Burgund heranziehenden
Deutschen). Durch Napoleon I. hier eine schöne über 2000 in hohe Kunststraße ange-
legt, sehr befahren. Gegenwärtig führt aber namentlich eine Eisenbahn durch einen l3/s
M. langen Tunnel im Sw. des Mt. Cenis nach Snsa «Zur oberen Jsere gelangt
man entweder von Lyon aus durch das Rhonethal und dann über Chambery, oder,
minder bequem, durch das Thal der unteren Jsere über Grenoble, das diese Straße
hütet, ci. Von der Jsere über den Kleinen St. Bernhard nach Aosta, der be-
qnemste, aber längste Weg, den wahrscheinlich anch Hannibal eingeschlagen hat (Er war
über das Rhonethal und das Thal von Chambery gekommen).
4) Im Plateau von Lothringen 2 Hauptstraßen, du.ch entsprechende Senkungen
führend: a. Verduu — Metz (— Saarbrücken — Mainz!, b. Toul — Nancy
— Lnneville (— Straßburg), beide in der Kriegsgeschichte sehr wichtig. Wer von
O. her auf diesen Straßen vordringt, gelangt schließlich auf die wichtige Übergangsstelle
an der Marne bei Chälons (Schlacht 451 n. Chr.). Ganz nahe der zweiten Straße der
wichtige Marne — Rhein — Canal. — Der Argonueuwald ist wegen seiner Be^
schasfenheit ein Schutzwall gegen östlich herandringende Heere. Eine eigentümliche Rolle
hat er in dieser Hinsicht in der Campagne i 792 gespielt (!).
5) Daher in der Nähe noch jetzt mehrfach warme Quellen.
6) Auf dem M de la Lozere entspringen Tarn* und Lo t und die Allier-
quelle ist nahe; unfern des M. Mezin (= Berg der Mitte) entspringt die Loire.
Die Cevennen und dies nördliche Hochland sind wiederholt ein Schutz für die um
des Glaubens willen Bedrängten gewesen, so in den Albigenserkriegen (1208—29) und
in den Camisardenkriegen (1701-5).