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1. Europa - S. 98

1879 - Gütersloh [u.a.] : Bertelsmann
98 Zweites Buch. Europa. und in den unfruchtbaren Landes (1780 aus 1 Qm.). In diesem Jahr- hundert hat die Bevölkerung Frankreichs sehr wenig zugenommen, seit 1825 um c. 5°/o (dagegen in Altpreußen um c. 100°/o). Der Abstammung nach sind die Franzosen Romanen. Doch ist das alte celtische Element in ihnen stark vertreten: Der Süden ist stärker romanisch; im N. der germanische Typus noch in Gestalt und Charakter erkennbar; das echte Frauzosenthum am reinsten in der Mitte. Dem Charakter nach die heutigen Franzosen den alten Celten, wie sie z. B. Cäsar geschildert, in den meisten Zügeu zum Verwundern ähnlich, kriegslustig und tapfer, doch mehr nur im Angriff (elan) zu fürchten, bei Miserfolg der zähen Widerstandskraft entbehrend, leicht in den St im- mutigen umschlagend und neuerungssüchtig, gewandt, klar auf- fassend und darstellend, dabei praktisch, namentlich im Kleinen, von feinem Geschmack und Sinn für alles lebhaft in die Angen Fallende, (darum für die Kunstindustrie hochbegabt und die Mode bestimmend), sich bei mäßi- gem Genüsse vergnügend, munter, nicht srei von Neigung zu Leicht- fertigkeit und Eitelkeit, liebenswürdig gegen Fremde, galant gegen Frauen, von lebhaftem Ehrgefühl durchdrungen (daher Duelle häufig!)*). Die Franzosen bilden über 90°/o der Bevölkerung. Unter den Nicht- Franzosen befinden sich 13m Mill. Walloueu, eiu dentsch-romanisches Misch- Volk in No., die rein celtischen Bretonen (über 1 Mill.) in der Bretagne. Dazu kommen c. 400 000 Italiener, halb so viele deutsche Vlaemen (im N.) und Basken (im Sw.), ferner Juden und Deutsches. Die Sprache romanisch, dnrch ihre Litteratur unter den romanischen Sprachen die höchste Stelle einnehmend. Die Schriftsprache ausgezeichnet durch Schärfe des Ausdrucks, für den Juristen, Staatsmann und Redner trefflich geeignet, weniger für den Dichter, lange Zeit fast einzige Weltsprache und allgemeine diplomatische Sprache (au Stelle des früher üblichen Latein). Die Dialekte im Ganzen nicht so kräftig ausgebildet wie im Deut- schen. Aber im S. spricht mau in mehreren Dialekten die langu6 ctoc eine provenhalische Sprache, im N. die langue ttoui3). Zu § 229. !) Sie sind zu Plaudereien und witzigem Geschu ätz geneigt, leicht durch blendenden Schein zu gewinnen, möglichst Alles auf den Effect berechnend, ohne die rechte Gabe des Humors, vor aller Lächerlichkeit sich ängstlich hütend und ihr doch oft verfallend, mehr von Ehrbegierde geleitet, als von Pflichtgefühl, in neuerer Zeit in Folge unglücklicher politischer Entwickelung des Gefühls für Wahrheit mehr entbehrend, z. Th. wie willenlos auf dem Meere der Phrase umtrei- bend. Dies hat sich namentlich nach dem Kriege mit den Deutschen 1870/71 in sofern gezeigt, als sie diese vielfach in den unwahrsten Farben dargestellt und ihren Charakter z. Th. schmählich verleumdet haben. Selbst ihre Schriftsteller sehen sie daher als eine glänzende, aber gefährliche Nation an, und Voltaire nennt sie halb Tiger, halb Affen. Uebrigens bezieht sich diese Schilderung namentlich auf die mittleren und höheren Stände. Der Landmann ist vielfach sehr arbeitsam, pflichttreu und solide. Auch die Kaufleute und Industriellen sehr fleißig und thätig. Sie lieben es, sich zeitig ein Vermögen zu ersparen und sich danu, oft noch in den besten Jahren, zur Ruhe zu setzen, um ihr Erspartes zu genießen. 2) In den Pyrenäen die merkwürdigen E ag ots vielleicht Abkömmlinge von Alanen. 3) Im Mittelalter beide Sprachen herrschende Volkssprachen: Grenze eine Linie von der Garonnemüudung bis südlich von Lyon und Genf, In der langue d'oe da- mals die reizenden Dichtungen des Troubadours verfaßt. Jetzt ist dieser Dialect in der Litteratur nur spärlich vertreten, oe und oui beide — ja.
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