1879 -
Gütersloh [u.a.]
: Bertelsmann
- Autor: Hess, Georg
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
306 Zweites Buch. Europa.
kohlen (Ruhrthal, bei Aachen, bei Saarbrücken, in der Rheinpfalz, zwischen
Zwickau und Chemnitz, im Waldenburgischen, in Oberschlesien, u. s. w. 13).
Braunkohle (um den Harz herum im N. und O. § 300, in Schlesien) und
Torf in der nördlichen Ebene, namentlich in den Mooren). An Gewinnung
von Zink (Oberschlesien!) übertrifft Preußen alle Länder der Erde; Zinn
liefert Deutschland auf dem Continent von Europa am meisten. Auch Kupfer
und Blei häufig. Salz (als Soole und Steinsalz) reich vertreten. Reichlich
vorhanden Nutz st eine (Schiefer, Sandstein, Granit, Trachyt, Marmor u. a.),
ferner Thon- und Porzellanerde. Deutschland eigenthümlich ist der Bernstein,
schon im Alterthum begehrt und ans mehreren Straßen ausgeführt^ 294, 3;
§ 334, A. 5), jetzt namentlich im Samlande gewonnen (§ 307, 1). Zahl-
reich Mineralquellen (in Preußen c. 100) und Seebäder 14).
Die In dustrie sehr thätig, wenn auch noch in vielen Artikeln von der
französischen an Eleganz, von der englischen an Solidität (in Verbindung mit
Billigkeit) übertroffen, in den Küstenländern schwach, am stärksten in Berlin
und auf der Grenze von Berg- und Tiefland in der Rheinprovinz, Westfalen,
Sachsen und Schlesien, weil hier der Boden großentheils treffliche Rohstoffe
gewinnen läßt (Kohlen, Erze, Flachs, Wolle, Holz), Berg und Ebene man-
cherlei Nahrung bieten, vielfach selbst Wasserkraft benutzt werden kann,
zahlreiche Verkehrsstraßen zusammentreffen: zugleich steigen mit der in Folge
dessen wachsenden Bevölkerung auch die Bedürfnisse, so daß hier an
manchen Orten aus Armut zur Handindustrie gegriffen werden mußte; auch
diese stützt sich z. Th. auf die nahen Rohstoffe, besonders das Holz (Thüringer
Wald und Schwarzwald). In der Ebene, wo die Einsuhr der Rohstoffe
fremder Länder leichter erfolgt, legt man sich auch auf Verarbeitung dieser wie
der Handelspflanzen der Ebene (Industrie in Zucker, Tabak, Branntweinen,
Baumwolle, Seide u. a.)
Deu Glanzpunkt in der deutschen Industrie bildet die Verarbeitung von
Metallen, namentlich zu Maschinen und Waffen (Berlin, Rheinprovinz, West-
falen, Königreich Sachsen, Schlesien). Nächstdem am stärksten (dazu sehr alt)
die Industrie in Wolle und Tuchen (Rheinprovinz, Brandenburg, Schlesien,
Sachsen, Thüringen, Würtemberg, Elsaß) und die in Leinen- und Hanf-
waaren (Schlesien, Lausitz, Sachsen, Westfalen, Würtemberg u. f. w.).
Außerdem die Industrie rührig in Leder (sehr altes Gewerbe!), Zeug-
färberei und - druckerei, Baumwolle (Elsaß! l0), Papier und Tapeten,
Porzellan (für Europa in Deutschland erfunden), Glas und Thon, Holz-
schnitzereien und Spielwaaren aller Art (Nürnberger Tand!), Brauereien
(die besten im S.) und Brennereien (im N.), Herstellung von Chemikalien
(durch Vielseitigkeit der mineralischen Producte begünstigt) und Druckereien
verschiedenster Art (namentlich der Holzschnitt eigenthümlich deutsch).
13) Deutschland gewinnt nach England am meisten Steinkohlen, fast 2/s so viel
wie England.
'*) Die Ostseebäder haben schwachen Wellenschlag und schwach salziges Meer-
wasser, find aber großentheils landschaftlich sehr anmnthig, die Nordseebäder von
mächtigen Wellen eines starksalzigen Meeres bespült, entschädigen durch die Großartigkeit
des Meeres überreich für den Mangel an Baumwuchs.
Dagegen wenig Industrie in Seide, weil das Klima die Gewinnung des
Rohstoffs erschwert.