1879 -
Gütersloh [u.a.]
: Bertelsmann
- Autor: Hess, Georg
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
F. Mitteleuropa. Baden.
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3. Das Großherzogthum Baden.
(274 Qm. lieber lx/2 Mill. E., 5500 auf 1 lum.)
§ 356. Baden umfaßt das rechtsrheinische Land (namentlich die Ober-
rheinische Tiefebene) von Constanz bis über Mannheim hinaus, und den
größeren Theil des Schwarzwaldes; im So. erstreckt es sich über das
Donauquellgebiet und die Rauhe Alb bis an den Boden See, im No. über
den Odenwald bis an den Main und die Tauber. 5/e des Landes sind Hügel-
und Gebirgsland (daher viel Waldboden, c. ll%) 1l6 Tiesland. Der Boden
in der Ebene sehr gesegnet; auch feineres Obst, Mandeln und Kastanien, ge-
deiheu, dazu guter Wein. Die Viehzucht beträchtlich. Der Bergbau
gewährt manche Ausbeute (namentlich in Eisen); auch bedeutende Salinen gibt es.
Die Mineralquellen zahlreich. Fischerei im Boden See und
Rhein beträchtlich.
Die Industrie vielseitig (Gold-, Silber- und. Schmuckwaren, Zeuge,
Maschinen, Holzwaaren — auch Schwarzwälder Uhren — und Strohflechtereien).
Der Handel ist lebhaft und erstreckt sich bis nach Holland.
Bevölkerung dicht, unter den 3 rein süddeutschen Staaten die dich-
teste, am schwächsten im Gebirge (z. Th. nur 3000 auf l []M.), am
stärksten im N. (im Kreis Mannheim über 12 000 auf 1 Qm.). Im N.
Franken, den Psälzern ähnlich, heiter und leichtlebig, sonst fast nur
Alemannen. Die Katholiken (^/z) stehn unter dem Erzbischof von
Freiburg.*) Zwei Universitäten, eine evangelische in Heidelberg, eine
katholische in Freiburg.
Badeu im Ganzen eine neuere Schöpfung, vor der Zeit Napoleons nicht
halb so groß wie jetzt, Großherzogthum seit 1806. Die Herrscher sind
Zähringer.^) In politischer Hinsicht schreitet Baden z. Th. anderen Staaten
voran, worauf die Nähe der Schweiz und Frankreichs. nicht ohne Einfluß ge-
Wesen ist.3)
Baden in 11 Kreise eingeteilt, die zu 4 Bezirken zusammengefaßt
sind. Die Bezirke sind: a) Karlsruhe, (in der Mitte), namentlich altba-
disches Gebiet, b) Freiburg (im Sw.), einen großen Theil des alten, einst
österreichischen Breisgaues umfassend, e) Constanz (im So), sehr bunt
zusammengesetzt, d) Mannheim (im N. und No.), einen Theil der früheren
Kur Pfalz umfassend.^)
Zu § 356. n Die Evangelischen wohnen namentlich in der alten Kurpsalz
und den altbadischen Gebieten.
2) Die Zähringer waren einst Herzöge in der Schweiz, Gründer von Bern und
Freiburg (§ 323), in der dortigen Linie 1218 ausgestorben. Eine andere Linie führte
seit 1060 den Titel von Markgrafen und erwarb Baden. Seit 1522 2 Linien, Baden-
Baden und Baden-Durlach; als erstere 1771 erlosch, kam der ganze Besitz in die
Hand des ausgezeichneten Markgrafen Karl Friedrich (1738—1811).
3) So hat Baden 1818 zuerst unter den deutschen Staaten eine constitutio-
Aelle Verfassung erhalten und sich unter den größeren deutschen Staaten zuerst kräf-
t'.ger an Preußen angeschlossen. Freilich Baden und die Pfalz 1849 auch Hauptschau-
platz einer republikanischen Erhebung. — Neben einigen sehr alten Städten enthält es
mehrere neuere von hervorragender Bedeutung.
4) Zu a) gehören die Bezirke Karlsruhe und Baden, zu d) Offenburg,
Freiburg und Lörrach, zu e) Villingen, Waldshut und Constanz, zu ä)
Mannheim, Heidelberg und Mosbach.