1902 -
Leipzig
: Poeschel
- Autor: Deckert, Emil
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Das Meer.
Seefahrer in den Straßen große Vorsicht und lassen die Schiffe z. B.
auf der Nordfeite der Gibraltarstraße, also unmittelbar unter den
englischen Kanonen leichter einwärts, auf der Südseite leichter aus-
wärts gelangen. Die übrigen Strömungen im Mittelmeer werden
von den Winden hervorgerufen, gehen also im Sommer vorwiegend
westwärts, im Winter ostwärts. An der südfranzösischen Küste geht
eine ziemlich beständige Strömung nach Westen, an der nordägyp-
tischen eine solche nach Osten, jene die Rhonemündung und die
westlich davon gelegenen Häfen, diese die östlichen Nilarme ver-
sandend.
Die Gezeiten sind natürlich schwache. Deshalb sind auch an
den Strommündungen keine Welthäsen aufgeblüht, und andere Häfen
sind seit dem Zeitalter der tiefgehenden Seeschiffe von ihrer Höhe
herabgesunken (Venedig, Pisa u. a.). Bei Trieft steigt die Flut nur m,
in der großen Syrte 2 m. Daß die Gezeiten im Mittelmeere merk-
licher sind, als in der Ostsee und im Schwarzen Meere, erklärt sich
aus der bedeutenden Größe des Mittelmeeres.
Auch durch den starken Salzgehalt (gegen 4°/») und durch
die Temperatur, die bis ans den Grund eine sehr hohe ist (bei 4000 m
noch 12,7° C.), ist das Mittelmeer von dem Atlantischen Ozeane
verschieden. Der senkrechte Kreislauf des Waffers ist in-
folge des letztgenannten Umstandes viel weniger lebhaft als in dem
Ozean, und die tieferen Wasserschichten sind daher arm an Sauerstoff
und an organischem Leben.
§ 8. In den oberflächlichen Wasserschichten nur ist ein
reicheres Tierleben vorhanden, als in anderen Teil-
meeren des Atlantischen Ozeans. In der Tiergeographie
bezeichnet man das Mittelmeer als das Reich der Lippfische, vom
praktischen Standpunkte aus dürfte man es aber vielleicht ebensogut
das Reich des Thunfisches und der Edelkoralle nennen. Der Thun-
fisch, der bereits von den Griechen und Phöniziern eifrig gefangen
wurde, bildet namentlich in Italien und Frankreich eine beliebte
Speise. Die Edelkoralle findet sich besonders im westlichen
Mittelmeere (bei Algier, Tunis, Sizilien, Sardinien und Neapel);
die Badeschwämme im östlichen Mittelmeere (bei Syrien, den Spo-
raden und Tunesien). Außer den drei genannten Produkten liefert
das Mittelmeer noch zahlreiche Seefifch-, Seekrebs- und