1902 -
Leipzig
: Poeschel
- Autor: Deckert, Emil
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
110 Europa,
befähigt Deutschland, auch am Seehandel lebhaften Anteil zu nehmen,
und in dieser Beziehung ist namentlich die Nordseeküste
von höchstem Belang. Selbst für kleine Fahrzeuge ist dieselbe
an den meisten Punkten durch Sandbänke unzugänglich. Die Ver-
teidigung der Küsten wird dadurch sehr erleichtert, das deutsche
Handelsleben an der Nordsee wird aber auf wenige
günstige Punkte beschränkt. Gut nahbar ist die Küste nur
dort, wo Flüsse vor ihrer Mündung eine tiefe Rinne zwischen den
Bänken, „Sauden" und „Watten" offen erhalten, so bei der Ems-,
Jade-, Weser-, Elb- und Eidermündung. Durch die starken
Gezeiten der Nordsee erhalten diese Rinnen aber bis an die Küsten
heran Tiefen, welche felbst großen Schiffen die Einfahrt und das
Landen möglich machen. Obwohl auch die genannten Zugänge be-
sonders durch sogenannte „fliegende Bänke" gefahrvoll sind und
Lotsen sowie zahlreiche Seezeichen nötig machen, sind dieselben doch
sür die Entwicklung eines gewaltigen überseeischen
Handels vollkommen genügend. In gewisser Hinsicht sind
die deutschen Nordseehäfen, die einen großen Bruchteil des europäischen
Kontinents zum unmittelbaren natürlichen Hinterlande haben, sogar
den englischen Haupthäfen überlegen, und so ist Deutschland nächst
England im transozeanischen Handel und Verkehr tatsächlich der
wichtigste Staat der Erde.
Die Ostseeküste erhebt sich zumeist entschiedener aus der See sauf
Rügen mit steilen Kreidefelsen), im allgemeinen ist das Meer ihr ent-
lang aber auch seicht und von größeren Fahrzeugen nicht zu befahren.
Im Westen nur, wo die Küste am häufigsten stark aussteigt, sind sehr
tiefe Zugänge und fehr geräumige Buchten vorhanden: die Förden
von Apenrade (zu offen als Hafenbucht), Sonderburg, Flensburg,
Eckernförde (zu offen) und Kiel, sowie in beschränkter Weise auch
die Buchten von Travemünde (Lübeck), Wismar, Warnemünde
(Rostock) und Stralsund. Im Osten fehlt es an tiefen Zugängen
und Buchten, und nur Schiffen von mäßigem Tiefgang (bis 5 m) ist
die Einfahrt in die Oder-, Perfante- und Weichselmündung,
sowie in das Pillauer und Memeler Tief möglich. Nicht bloß wegen
der Abgeschlossenheit der Ostsee von dem offenen Ozeane, sondern
auch wegen der geringen Tiefe ihrer Häfen, die in der Ostsee durch
keine Gezeiten erhöht wird, beteiligen sich die deutschen Ostseeküstenplätze