1902 -
Leipzig
: Poeschel
- Autor: Deckert, Emil
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Europa.
Deutschland, sowie die mit Schweden, Dänemark, England, Holland,
Frankreich und den transozeanischen Gegenden. Die Landgrenze gegen
Schweden und Norwegen hat nur für die nomadisierenden
Lappen Bedeutung; und das Eismeer, das als Weißes Meer tief
in Rußland eingreift (mit 4500 km Küste) ist nur 4 bis 5 Monate
offen. Die mittleren Teile des Landes (bei Tula) sind von jeder
Küste etwa 800 km entfernt, die küstenfernsten Gegenden im Osten
aber zum Teil 1200 km (zehnmal so weit als in Großbritannien!).
Bezüglich des Handels und Verkehrs mit dem Auslande erinnert
Rußland an einen gefesselten Riesen.
§ 127. Der Boden ist sehr einsörmig und auf weiten Strecken
aus demselben Gestein zusammengesetzt: in Finnland aus Granit,
im Nordosten aus Jura, in der Mitte aus Kohlenkalkstein (mit
großen, aber wenig abbauwürdigen Kohlenlagern bei Moskau), in
den Ostseeprovinzen aus Devon und im Süden aus Tertiär. Die
weitaus größere Nordhälfte (bis zur Linie Poltawa-Tula-Worouesch)
ist mit erratischem Gesteinsschutt bedeckt. Am oberen Pripet nehmen
die Rokitnosümpfe, am Eismeere die Tundren, an der oberen Dwina
Urwaldeinöden, zwischen der Wolga und dem Dnjepr die Getreide-
felder des „Tschernosem" und an dem Schwarzen und Kaspischen Meere
die Grassteppen endlose Flächen ein. Nur hie und da zeigt der
Boden sanfte Anschwellungen, die im Waldaiplateau ihre bedeutendste
Höhe erreichen. Das Uralgebirge ist im Norden am höchsten
und ödesten (Töll-Poß 1688 m), in der Mitte und im Süden aber
reich an Gold, Platin, Magneteisenstein, Nickelerz, Steinsalz u. s. w.
Zwischen dem Klima der südlichen Krim und der Samojeden-
gegend am Eismeere ist zwar ein großer Unterschied, aber ganz Ruß-
laud gemeinsam ist ein heißer Sommer und ein harter
Winter. Der letztere bedingt einen ungeheuren Holzkonsum, macht
aber auch den Schlittenverkehr sehr bequem. Bis Archangelsk läßt
die Sommerwärme Getreide überall reifen. Niederschläge giebt es
in Rußland zwar weniger als in Westeuropa, da aber ein großer
Teil davon Schnee ist und beim Tauen langsam in den Erdboden
sickert, so befruchten sie den Boden sehr wirksam, und nur in der
Steppe sind sie für das Gedeihen des Waldes zu gering.
Die Ströme Rußlands können auf der weiten Landfläche
gewaltige fein. Sie haben meist günstiges Gefäll und niedere