1902 -
Leipzig
: Poeschel
- Autor: Deckert, Emil
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Die einzelnen Wirtschaftsgebiete: Das deutsche Kolonialreiche
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Bagamoyo hat nur eine offene Reede. Das aus jungen geologischen
Bildungen (Korallenkalk und Sand) bestehende Küstenland ist im
allgemeinen niedrig und arm an guten Quellen, das Innere aber
ist teils Tafelland, teils hohes Gebirgsland (im Kilimandscharo, dem
höchsten Berge Afrikas, 6050 m; im Ufambara-Gebirge 1600 m;
im Usagara-Gebirge 2100 m). In den Gebirgen herrschen Granit
und Gneis vor, die zu eisenschüssig-tonigem Lateritboden verwittern,
der Kilimandscharo aber ist vulkanisch. Die Regenzeit ist in Ost-
afrika eine doppelte (im Frühlinge und Herbste), die damit abwech-
selnden Trockenzeiten sind aber im Küstentieslande ebenso wie auf den
Hochebenen viel anhaltendere und längere, und infolgedessen neigt
die Vegetation daselbst zur Steppen- und Savannenbildung (mit
Riesengräsern). Zusammenhängende schöne Waldungen tragen nur
die Gebirgslandschaften, und schwer durchdringlichen Dornbusch- und
Dschungelwald die Flußufer. Bietet demnach der größere Teil des
Landes der Kultur große Schwierigkeiten, so ist es doch nicht zweisel-
hast, daß sich (vor allem in den Gebirgsgegenden) ausgedehnte
Strecken zum Anbau tropischer Nutzgewächse (Kaffee, Tabak, Baum-
wolle. Reis, Gewürznelken, Sesam u. dgl.) sehr gut eignen. Die
Hauptschwierigkeit der wirtschaftlichen Entwicklung des Gebietes lag
überhaupt weniger in den Natur- als in den Bevölkerungsverhält-
nifsen. Durch ihren Kampf gegen die Sklavenjagden hat sich das
deutsche Kolonialregiment das einflußreiche Araber-Element zum
Feinde gemacht, in der Gefolgschaft desselben aber auch verschiedene
Negerstämme (Mafiti n. s. w.). Außerdem sind die meisten Stämme
bei ihrer Bedürfnislosigkeit wenig zu Pslanznngsarbeiten geneigt,
und namhafte Kenner der ostafrikanischen Verhältnisse befürworten
aus diesem Grunde die Ausübung eines gewissen Zwanges (Frohn-
dienste). Da die Ströme (Rovuma, Rufidshi, Pangani) nur auf
kurzen Strecken schiffbar sind, und die Verwendung von Zug- und
Lasttieren mit Rücksicht aus das Klima ebenfalls untunlich ist, so
hatte die Beförderung von Gütern und Reisenden bisher ausschließ-
lich durch Träger zu erfolgen. Auch hierin lag ein großes Hinder-
nis der wirtschaftlichen Entwickelung des Gebietes sowie der Be-
festigung des europäischen Kultureinslusses in ihm. Durch Eisen-
bahnlinien in das Innere (Fortsührung der von Tanga bis Korogwe
fertigen Ufambarabahn!), sowie durch Dampferlinien auf den
Dickert, Handels- und Verkehrsgeographie. 19