1880 -
Hannover
: Klindworth
- Autor: Guthe, Hermann
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Regionen (OPAC): Braunschweig, Hannover
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Braunschweig/Hannover
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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Die Bevölkerung des Landes.
bundenen Stiftes mußte eine geringe Anzahl Hufen Landes, welche
vom König der Kirche überwiesen waren, ausreichen. So mußte
z. B. der Bischof von Bremen sich und seine Kirche von 70 Husen
Landes erhalten, und die Gründung von Hildesheim beruhte auf
Schenkung eines Herrenhofes, zu welchem freilich viele Liten gehört
haben mögen, in dem s. g. alten Dorfe Hildesheim welches später
verlassen wurde, als der Bischos seine Kirche auf der Spitze eines
Hügels am rechten Ufer der Innerste erbauet hatte. — Man trieb
mit Hülfe unfreier Knechte selber Landwirthschast, und zahlreiche
ebenfalls unfreie, der Kirche angehörige Handwerker arbeiteten für die
Bedürfnisse des Stiftes, welches somit wirtschaftlich ganz ftelbständig
dastand, auch die meisten Rohprodukte: Wolle, Leinen und dergleichen
selbst erzeugte. Nur Metalle und Salz mochten zugekauft werden.
Die Kirchen waren anfänglich, nach der Weise jener Zeit, ganz aus
Holz gebauet, und sind erst später, meistens in Folge von Bränden,
durch die stolzen Domkirchen ersetzt, die wir noch jetzt bewundern.
(Der Dom von Hildesheim z. B. wurde 1061 unter Bischof Hezilo
vollendet.) Neben der Kirche befanden sich die Wohnungen des
Bischofes und der Stiftsgeistlichkeit, sowie die Gebäude für die Knechte
des Stiftes, große Vorrathshäufer, endlich auch das Gebäude für die
Schule, in welcher junge Leute für den geistlichen Stand herange-
bildet, aber auch Söhne begüterter Leute aufgenommen wurden, um
hier, an den einzigen Stätten der Wissenschaft, Unterricht zu em-
pfangen. Aber nicht bloß die Wissenschaften fanden hier ihre Pflege
und wurden vor gänzlichem Erlöschen bewahrt; auch die Künste
wurden fleißig geübt. Bilder und Statuen schmückten die Kirchen,
und für das arme Volk, welchem Lesen und Schreiben unbekannt blieb,
waren diese Bilder die Quellen, aus denen es neben den Erzählungen
der Priester die Heilsthatsachen des Christenthumes kennen lernte.
Die kunstvolle Decke der Michaeliskirche, die metallenen Thüren des
Domes und die Bernwardssäule in Hildesheim, sämmtlich Werke des
Bischofes Bernward (ums Jahr 1000), sind als eine Bilderbibel an-
zusehen, durch welche dem Volke die Geschichte des alten und neuen
Bundes aufs lebendigste vor Augen geführt wurde. Aber diese Kunst-
Übung hat auch noch eine andere Bedeutung. Karl der Große hatte
zu seinen Prachtbauten in Aachen sich Griechischer und Italienischer
Künstler bedient und nach ausländischen Mustern sich gerichtet. Hier
aber, an den Niedersächsischen Bischofssitzen und besonders in Hildes-
heim, riss man sich von den fremden Ueberlieferungen zuerst los, und
von hier beginnen die Ansänge einer eigentümlich Deutschen Kunst,
welche den erstarrten Formen der Römer und Griechen entsagte und