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1. Die Lande Braunschweig und Hannover - S. 125

1880 - Hannover : Klindworth
Die Bevölkerung des Landes. 125 Diese Sprache hat aber im 16. Jahrhundert allmählich dem Plattdeutschen weichen müssen. In der Reformationszeit nament- lich wurden viele Prediger von außen her berufen, die der Frie- fischen Sprache unkundig, sich des Plattdeutschen bedienten. Nur wo von Holland her das reformirte Bekenntniss Eingang gefunden hat, wie z. B. in Emden, wurde Holländisch gepredigt und diente diese Sprache auch als Unterrichtssprache in der Schule. Indessen redeten noch im Anfange des vorigen Jahrhunderts in den abgele- genen Dörfern Ostfrieslands und im Lande Wursten viele Fami- lien im Kreise des Hauses Friesisch, während sie im Verkehre mit Fremden sich schon des Plattdeutschen bedienten; ja auf der Olden- burgischen Insel Wangeroog war dies noch bis gegen die Mitte des 19. Jahrhunderts der Fall. Später wurde nur noch in den Einöden des Saterlandes im Quellgebiete der Leda ein verdor- benes Friesisch geredet. Im übrigen Lande sind nur einzelne Wort- formen des Friesischen im Gebrauche geblieben, z. B. Fone — Mädchen, Back — Rücken, Barn — Kind, W i e r — Drath, Drath — Faden, moje — schön. Ist somit die Sprache als erloschen anzusehen, so kann man doch noch vermittelst zweier anderer Kennzeichen ziemlich genau wahrnehmen, bis wie weit das Friesische einst gereicht hat. Zuerst sind es die Vor- namen, die bei keinem andern Deutschen Stamme ähnlich vorkommen, z. B. Edo, Focko, Meno, Hajo, Sibo, Tanto, Ummo, Wabbo, Unko (Unico) für Männer, Almut, Jmke, Fenka, Tedje, Tadje, Natje, Wabbe, Taalke, Antje für Frauen. Zweitens die eigentümliche Weise des Hausbaues. Das Friesische Haus, ganz massiv aus Backstein gebaut, besteht aus zwei Theilen, dem Wohnhause und der Scheuer (Jnnerhaus und Achterhaus), die jetzt in der Regel durch eine Brandmauer getrennt sind. Beide sind nicht gleich breit; das Haus, meist von quadratischem Umfange, ist viel- mehr gegen die Scheuer etwas eingerückt. Die so entstandene Ecke vor der Hausthür wird wohl zur Anlage eines Schmuckgärtchens benutzt, welches sich mit seinen mit Schill bestreuten Wegen, seiner Sonnenuhr, seinen regelmäßigen Blumenbeeten und dem weißbemalten Zaune gar zierlich anläßt. Das Wohnhaus ist ferner zweistöckig und hat deshalb ein niedrigeres Dach als die Scheune, deren Dach oft 50 Zie- gelreihen über einander zählt. Ein solches Dach würde die Mauern zusammendrücken; darum sehen wir in der Regel an der Außenseite des Gebäudes Strebepfeiler angebracht, und im Innern erheben sich von dem Fußboden zwei Reihen von hölzernen Ständern, die den mächtigen Dachstuhl tragen. Dadurch wird die Scheune in drei
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