1880 -
Hannover
: Klindworth
- Autor: Guthe, Hermann
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Regionen (OPAC): Braunschweig, Hannover
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Braunschweig/Hannover
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
Stiftung des Herzogthumes Braunschweig-Lüneburg.
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und Ravensburg seine Stammburgen, und in dem von ihm ge-
gründeten reichen Kloster zu Weingarten seine Grabstätte hatte.
Kaiser Heinrich Iv hatte dem Welsen Wels Vi das Herzogthum
Baiern übertragen, der es 1101 an seinen Sohn Wels Vii vererbte,
während dessen jüngerer Bruder, Heinrich der Schwarze, wie eben
erzählt, sich einen großen Länderbesitz in Norddeutschland erheiratet
hatte. Als nun im Jahre 1120 Wels Vii ohne Nachkommen starb,
ging die Herzogswürde von Baiern auf Heinrich über, der somit
im Norden und im Süden von Deutschland gleich ansehnlichen
Besitz hatte.
Aber die Macht des Geschlechtes sollte noch höher steigen. Nach
dem Aussterben der Fränkischen Kaiser mit Heinrich V (1125)
wurde Lothar (Luther), Graf zu Süpplingenburg, zum Kaiser
erwählt. Nach ihm ist das Braunschweigische Städtchen Königs-
lutter benannt, welches sich um und neben einer von ihm ge-
gründeten Benedictiner-Abtei entwickelt hat. In der noch jetzt er-
haltenen Stiftskirche, dem schönsten Werke Romanischer Baukunst in
Nordwestdeutschland, hat er auch seine Ruhestätte gesunden. Er
besaß als väterliches Erbgut die Supplingenburgischen Besitztümer
(den nordöstlichen Theil des Herzogthumes Braunschweig), und durch
Heirat mit Richenza oder Richza, der Erbtochter der Northeimer
Grafen, deren Güter aus den Fürstentümern Göttingen und Gruben-
hagen und der Gegend von Braunschweig, welche letztere die Nort-
heimer selbst von den Brunonen ererbt hatten, bestanden. Diesen,
bei der damals schon eingetretenen Zersplitterung des Reiches in so
zahlreiche weltliche und geistliche Herrschaften, sehr bedeutenden Güter-
besitz vererbte er durch seine einzige Tochter Gertrud an den Welsen-
herzog Heinrich den Stolzen, den ältesten Sohn Heinrichs des
Schwarzen, der dem Vater 1126 auch in dem Besitze der Lüne-
burgischen (Billingischen) Güter und in der Herzogswürde von
Baiern nachfolgte. Die Herzogswürde über Sachsen ward ihm vom
Kaiser Lothar 1127 übertragen. Der jüngere Sohn Heinrichs des
Schwarzen, Welf Viii, erhielt die Stammlande in Schwaben.
Somit besaß Heinrich der Stolze einen Länderbesitz, wie kein
anderes der damaligen großen Geschlechter Teutschlands, und mochte
daher mit Recht glauben, als Kaiser Lothar auf der Heimkehr von
Italien im Jahre 1137 gestorben war, daß kein anderer Fürst des
Reiches geschickter sei, die Kaiserkrone zu tragen, als er. Waren
doch schon die Reichsinsignien von der Kaiserin Witwe Richenza
ihm, als des verstorbenen Kaisers Tochtermanne, überliefert. Aber
es kam anders. Eine Anzahl Deutscher Fürsten wählte zu Mainz