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1. Die Lande Braunschweig und Hannover - S. 158

1880 - Hannover : Klindworth
158 Die Zeiten der Reformation. rathete Töchter, denen man auf solche Weise ein reiches und gemäch- liches Auskommen verschaffte, denen aber in der Regel die Sorge um ihr oder ihrer Mitmenschen Seelenheil ganz fern lag. Der Stand der unterrichteten und gebildeten Geistlichen konnte es in der Regel zu nichts bringen; sie verrichteten als Vikarien gegen eine oft sehr mäßige Entschädigung die Dienste der Domherren, oder wurden Weltgeistliche d. h. Priester an den Kirchen; wir sagen Priester, und nicht Prediger, denn obwohl die zahlreichen Feste zu Ehren der Heiligen, sowie Messe- stiftungen für das Seelenheil Gestorbener zu zahlreichen Gottesdiensten Veranlassung gaben, so wurde doch selten gepredigt. Das eigentliche Predigt- und Seelsorge-Amt war nach und nach immer mehr in die Hände der Bettelorden der Franziskaner und Dominikaner gerathen, ganz besonders durch das Privileg derselben, überall Beichte zu hören und Messe zu lesen. Aus dem Volke hervorgegangen und durch ihre Einfachheit und Armut das Vertrauen des Volkes besitzend, pflegten sie die Kunst volksthümlicher Rede, und indem sie auf ihren Bettel- zügen mit dem Volke überall in Berührung kamen, konnten sie auf dasselbe aufs mächtigste einwirken, und dies geschah, ausschließlich in der Richtung, die ihnen jedesmal von oben her vorgeschrieben war. Durch sie bekämpfte das Papstthum diejenigen Fürsten und weltlichen oder geistlichen Herren, welche ihm Widerstand zu leisten wagten, durch sie erhielten Bann und Acht, die so oft um rein weltlicher Zwecke willen ausgesprochen wurden, erst ihre rechte Wirksamkeit. Gewiß erkannte die Kirche schon im 15. Jahrhunderte ihre Schäden an, und seit dem Auftreten von Huß arbeitete sie selbst an der für nothwendig erkannten Besserung ihrer Einrichtungen. Aber ihre Krankheit ließ sich mit den ihr eigenen Kräften nicht heilen; sie konnte sich nicht aus sich selbst verjüngen und das einzige Heilmittel, bedingungslose Rückkehr zum Worte Gottes, konnte und mochte sie nicht anwenden: sie hätte sich entweltlichen müssen, und das stand ihr nicht an. — Auch in unserm Lande sind solche Versuche gemacht. Wir nennen namentlich den Kardinal Nikolaus von Cusa (aus dem Orte Eues an der Mosel), der ums Jahr 1451 das Bisthum Hildesheim besuchte und sich mit der Verbesserung der Klosterzucht beschäftigte. Ihm als Deutschen entging auch nicht die tiefe Un- wissenheit des Volkes. Auf seinen Befehl wurden in den Kirchen Tafeln aufgehängt, auf welchen in Deutscher Sprache das Vater- unser, der Glaube, die zehn Gebote und der englische Gruß geschrieben waren. Eine davon, aus der Lambertikirche stammend, wird noch jetzt im Hildesheimer Museum gezeigt. Es heißt darauf u. a.:
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