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1. Die Lande Braunschweig und Hannover - S. 160

1880 - Hannover : Klindworth
160 Die Zeiten der Reformation. bessere Klosterzucht ein. Unter seinem Nachfolger Johann von Hagen wurde hier eine eigene Verbindung, die Bursfelder Kon- gregation genannt, gegründet, an der bald mehre hundert Bene- diktinerklöster, zum Zweck der gegenseitigen Visitation, Beaufsichtigung und Reformation Antheil nahmen. Aber auch hier kam es wesentlich nur zu einzelnen Verbesserungen im äußerlichen Leben. Tiefer gingen resormatorifche Bestrebungen, welche ihren Ur- sprung in den Niederlanden hatten. Gerhard Groot sammelte in der zweiten Hälfte des 14. Jahunderts zu Deventer in Holland eine Anzahl von Freunden und Schülern um sich und bildete daraus eine gewissen Vorschriften untergegebene Gesellschaft. Ein stilles ehrbares Leben, gegenseitige Unterstützung, Andachtsübungen, Ar- beiten, namentlich Abschreiben der heiligen Schrift, und Unterricht war der Zweck der Gesellschaft. Bald bildeten sich auch an anderen Orten solche Verbindungen und nannten sich Brüder vom gemein- samen Leben. Sie legten kein Klostergelübde ab, lebten aber in Bruderhäusern zusammen, zerfielen in Priester, Kleriker (Mönche) und Laien, hielten gemeinsame Kasse und gemeinsamen Tisch und waren nach der verschiedenen Bildung und Begabung eines jeden für die Anstalt und deren Zwecke thätig. Der größte Mann, welcher aus dieser Genossenschaft hervorging, war Thomas von Kempen, gewöhnlich lateinisch Thomas a Kempis genannt, dessen Buch von der Nachfolge Christi nach der Bibel vielleicht das gelesenste Buch der Welt ist. Auch bis in unser Land haben sich ihre Häuser verbreitet, und namentlich bestand ein solches in Hildesheim bis zur Zeit der Reformation, wo es dann in den Besitz von Kapuziner- mönchen überging. Auch hier verfehlte ihre Demuth und unge- schminkte Frömmigkeit ihre Wirkung nicht. Jndeß läßt sich nicht verkennen, daß auch bei ihnen der Grundirrthum vorwaltete, daß um fromm sein zu können, man die Welt fliehen müsse. Der Heldenmuth des wahren Christen, der mitten in der Welt, mitten in ihren Leidenschaften und Verführungen, mitten in ihren Kämpfen um Ehre und Einfluß, um Mein und Dein seinen Überzeugungen getreu bleibt und allein dem Paniere Christi des Erlösers folgt, konnte in ihrem weltabgeschiedenen Stillleben nicht gedeihen. Das uns gezeigt zu haben, aus Weltflüchtigen uns zu Weltsiegern gemacht zu haben, ist das große Verdienst Luthers und seiner Re- formation, deren Verfolg wir hier natürlich nicht erzählen können. Wohl aber mag darauf aufmerksam gemacht werden, wie das von Wittenberg ausgehende Feuer so rasch alle Gemüther ergreifen konnte. Zuerst waren es Luthers Schriften, die in ihrer kernigen Kürze und
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