1896 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Rasche, Emil
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Die Staaten Europas. 71
das Gebirgsland vor. Irland ist im Innern größtenteils eben; an den
Küsten wird es von Gebirgsgruppeu umsäumt.
Bewässerung. Die Flüsse sind alle von kurzem Laus; aber ihr Wasser-
reichtum, ihr ruhiges Gefälle und ihre tief ins Land eindringenden Mündungs-
buchten gestalten sie für den Verkehr äußerst güustig. Vou den mehr als 50
schiffbaren Flüssen sind die Themse, der Hnmber (Hömbr) und der Severn
(Szewern) die wichtigsten. Ein Kanalsystem von mehr als 100 Kanälen
(6000 km), das an Großartigkeit nur von dem Kanalsystem Hollands über-
troffen wird, erhöht die Bedeutung der Flüsse. Hmlptvereinignngspnnkte der
wichtigsten Kanäle sind London, Manchester und Birmingham.
Das Klima der britischen Inseln ist infolge der oceanischen Lage und
der Einwirkung des Golfstromes ein mildes, ausgeprägtes Seeklima ohne
große Temperaturunterschiede. In vielen Gegenden zählt man 250 Regentage.
In den südlichen Thälern gedeihen Myrten im Freien, während die Traube
nicht mehr zur Reife gelangt. Am rauhesten ist das Klima im schottischen
Gebirgslande.
Die Bevölkerung ist mit Ausnahme der keltischen Iren germanischer
Abstammung. Die nationalen Unterschiede zwischen den Engländern, Schotten
und Iren treten scharf hervor. „Der Engländer ist ernst, fleißig, unter-
nehmend, wohlthätig, großmütig, praktisch, aber auch stolz, zurückhaltend,
verschlossen." „Der Schotte ist treuherzig, gastfrei, kräftig," und namentlich
zeichnet ihn eine höhere allgemeine Volksbildung vor dem Engländer und
Iren aus. Die Iren, durch die unseligen wirtschaftlichen Verhältnisse ver-
kommen, stehen in einem erbitterten Kampfe gegen die Engländer, welche die
Großgrundbesitzer Irlands bilden, während die Iren meist besitzlose Pächter
und Arbeiter sind. Mit Recht bezeichnet man Irland, dessen trostlose Ver-
Hältnisse sich besonders in dem Geheimbunde der „Fenier" charakterisieren,
als „die Eiterbeule am englischen Staatskörper". Der starke Answandernngs-
ström Großbritanniens (feit 1815 sind aus dem ganzen Reiche über 13 Mill.
Menschen ausgewandert) geht besonders auch von Irland aus, dessen Be-
völkernng seit 1341 infolge der bedeutenden Auswanderung 3^ Mill. Be-
wohner verloren hat.
Der größte Teil der britischen Bevölkerung gehört der anglikanischen
Kirche an; die Iren sind meist katholisch; die Schotten sind Presbyterianer.
Der Ackerbau befindet sich aus hoher Stufe. In keinem anderen Lande
der Erde wird der Ertrag der Landwirtschaft durch Anwendung aller mög-
licheu technischen Hilfsmittel, durch vorzügliche Düngung, durch Eut- und
Bewässerung des Bodens so gesteigert, wie in England. Doch vermag der
Landban, der nur über 280/0 der Bodenfläche verfügt, kaum die Hälfte des
Bedarfs an Feldfrüchten zu decken. Die wichtigsten Erzeugnisse des Land-
baues sind: Getreide und Obst, sowie Flachs und Kartoffeln besonders
in Irland. Größere Wälder besitzt nur Schottland; im ganzen sind nur
3,6% des Landes mit Wald bedeckt.
Die Viehzucht ist trefflich entwickelt, und Großbritannien wird darin bis
jetzt von keinem anderen Laude der Erde übertroffen, eine Folge hauptsächlich