1896 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Rasche, Emil
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Die Staaten Europas. 89
(Parmesankäse). Von hervorragendster Bedeutung aber ist die überall,
namentlich in Oberitalien verbreitete (Seidenraupenzucht. Italien nimmt in
dieser Hinsicht nächst China und Japan die erste Stelle ein. Die Küsten-
fischerei gewinnt Sardellen, Anchovis, Austern und Korallen. Der Tinten-
sisch liefert Sepia (braune Tusche) und das weiße Fischbein (d. i. die Rücken-
schale des Tieres).
Der Bergbau ist nur durch die Gewinnung von Schwefel (Sieilien),
Salz und Marmor (Carrara) von Wichtigkeit. Elba liefert Eisen zur Ausfuhr.
Die Industrie, iu der Italien im Mittelalter die Lehrmeisterin der
europäischen Völker war, ist heutzutage im allgemeinen von untergeordneter
Bedeutung, und nur einzelne Zweige erfreuen sich des alten Weltrufes. Zur
Entwicklung der Industrie fehlt es vor allem au Kohlen und Wasserkräften;
doch ist in neuerer Zeit auf industriellem Gebiete ein erfolgreiches Streben
anzuerkennen. Obenan steht die Seidenindustrie, deren Hauptmittelpunkte
Mailand und Bologna bilden. Im Aufblühen sind auch die Baumwoll-,
Woll- und Leinenindustrie, doch vermögen sie den Bedarf des Landes nicht
zu decken. Die Glasindustrie hat in den venetianischen Arbeiten (Schmelz-
und Glasperlen) ihren alten Ruf erhalten, und vorzügliches leistet das Kunst-
gewerbe iu Alabaster- und Marmorarbeiten, in Mosaiken, Terracotta-, Silber-
filigran- Und Korallenarbeiten. Sehr leistungsfähig ist die Industrie auch
in folgenden Sp Letalitäten: Strohgeflechte, Parmesankäse, Würste (Beroneser
Salami), Saiteninstrumente (Cremona). Zur Ausfuhr kommen auch Handschuhe,
Wachszüudhölzchen und feine Möbel.
Der Handel Italiens stand bis zur Entdeckung der großen Seewege
in hoher Blüte; nach dieser Zeit aber trat ein Verfall ein. Die Eröffnung
des Sueskanals und die Anlegung wichtiger Alpenbahnen (Mont-Cenis-,
St. Gotthard- und Brennerbahn) belebten den Handel von neuem. Ein
eigentliches Eisenbahnnetz besitzt nur die Poebene. Auf der Halbinsel führen
2 Linien zu beiden Seiten des Gebirges nach Süden und zwar von Bologna
ausgehend nach Neapel und nach Brindisi. Bezüglich seiner Handelsflotte
kommt Italien nach Frankreich. Wichtige Ansfnhrgegenstände: Seide,
Seidengewebe, Olivenöl, Schwefel, Südfrüchte, Wein, Reis,
Marmor, Käse, Maecaroni, Sardellen, Strohgeflechte u. f. w.
Neapel am Golf von Neapel, 530. E. Zweiter Seehandelsplatz Jta-
liens. Ausfuhr von Ol, Reis, Wein, Seide, Früchten, Korallen. Wichtigste
Industriestadt des südlichen Italiens.
Rom a. d. Tiber, 450. E. Residenzstadt. — Sitz des Papstes (Vatikan).
Mailand, 430. E. Mittelpunkt der norditalienischen Verkehrsstraßen.
Wichtigster Binnenhandelsplatz. Handel mit Rohseide und bedeutende Industrie-
stadt. Gewebe-Industrie.
Turin am Po, 330. E. Handels- und Industriestadt. Gewebe-Jndu-
strie, Maschinenbau und Möbelfabrikation.
Genna, an dem durch Molen geschützten Golf von Genua gelegen,
215. E. Erster Seehandelsplatz Italiens. Ausfuhr von Seide, Öl, Süd-
früchten u. s. w. Seiden- und Sammetindustrie.