1900 -
Lüneburg
: Herold & Wahlstab
- Autor: Günther, Hermann
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Handelsschule, Kaufmännische Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
151
kasischen Rasse bilden. Sie verdrängten einst die
dunkelfarbigen, einer besonderen Rasse angehörenden
Drawidas, die als Ureinwohner des Landes anzusehen
sind und, mehr oder weniger mit Hindus vermischt, in
Dekhan und Ceylon leben. Der Religion nach bekennt
sich der grösste Teil der Bevölkerung zum Brahmanismus :
nur etwa 1/s derselben sind Mohammedaner. Die Zahl
der eingewanderten Europäer (namentlich Engländer)
beträgt etwa 150 000.
Die Gliederung der Hindus in Kasten (Priester und Gelehrte,
Krieger, Bauern, Gewerbetreibende und Dienende) macht die
Bevölkerung äusserst abgeneigt gegen die Einführung euro»
päischer Sitte und erschwert die Ausbreitung des Christentums.
Diese Zustände und die Zersplitterung Indiens in eine grosse
Zahl von Einzelstaaten, deren Herrscher sich in blinder Eifer-
sucht hassen, erschweren eine einheitliche nationale Erhebung
und machen es erklärlich, wie die wenigen, allgemein ver-
hassten Engländer mit Hilfe einer geringfügigen Beamten- und
Truppenzahl 250 Millionen Eingeborene beherrschen und aus-
nützen können. — Insofern aber die englische Herrschaft den
Indern Frieden zwischen den Kleinstaaten, Befreiung von der
Bedrückung durch verschwenderische Fürsten, gute Gerechtig-
keitspflege, Hebung der Volksbildung, Förderung des Ackerbaues,
Gewerbefleisses und der Verkehrsmittel gebracht hat, ist die-
selbe eine Wohlthat für das Land.
Die Haupterwerbsquelle der Bewohner bildet der
Ackerbau, der hier die denkbar günstigsten Verhältnisse
findet und jährlich 2—4 Ernten gestattet. Hauptprodukte
desselben sind Reis, die Hauptnahrung der Hindus, und
Weizen. Sehr erheblich ist auch der Anbau von Baum-
wolle, Jute, Mohn (zur Opiumbereitung), Indigo, Thee
und Gewürzen.
Von geringerer Bedeutung ist die Yiehzucht, da
einesteils ausgedehnte Weiden fehlen, andernteils die
religösen Anschauungen der Hindus den Hindus den
Fleischgenuss sehr einschränken. Als Lasttiere züchtet
man vielfach Elefanten und Kamele, zur Milchwirtschaft
Buckelrinder und Büffel. Die Seidenraupenzucht blüht im
Gangesgebiete, die Perlfischerei an einigen Küsten-
gegenden.