1913 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Eckardt, Paul
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Handelsfachschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltkunde
A. Die Rassen und ihre Eigenarten. 15
Ursprünglich stammen unverkennbaren Merkmalen nach alle Menschen
aus einem Geschlecht. Die Verschiedenheiten haben sich erst im Laufe der
Jahrtausende herausgebildet und ändern sich auch heute noch. Andererseits
mischen sich die Völker der einzelnen Erdteile durch den stark gesteigerten Verkehr
heute mehr denn je; dadurch verschwimmen die Unterscheidungen der einzelnen
Rassen teilweise wieder und machen eine scharse Trennung fast unmöglich.
Man hat eine große Reihe von Rassen-Unterscheidungsmerkmalen aufgestellt
und infolgedessen mancherlei Einteilungen erhalten. In der folgenden Zusammenstellung
sind mehrere Merkmale zusammengefaßt und Haupt- und Untergruppen gebildet worden.
Danach unterscheidet man:*)
I. Hellfarbige, edelgebildete Völker, der nordwestlichen Halbkugel entstammend, über
die gemäßigten Zonen beider Erdteile verbreitet.
1. Blond- und braunhaarige, helläugige Völker Nord- und Mitteleuropas mit Töchter-
Völkern in Nordamerika, Nordasien, Südafrika und Südaustralien.
2. Dunkelhaarige, bronzehäutige Völker Südeuropas, Nordafrikas, Westafiens und
Indiens mit Töchtervölkern in Süd- und Mittelamerika und Ostafrika.
Ii. Gelb- bis braunsarbige Völker, der nordöstlichen Halbkugel entstammend, über
kalte, gemäßigte und warme Länder beider Halbkugeln verbreitet.
3. Finnisch-japanische Völker, als Nachbarn der Blonden und der Mongolen.
4. Gelbe, schlitzäugige, straffhaarige Mongolen in Inner-, Nord- und Ostasien, in
den Polargebieten und Nordwestamerika.
5. Gelbe bis rötlichbraue, straffhaarige Indianer Amerikas.
6. Hell- bis dunkelbraune, zum Teil lockenhaarige Südostasiaten und Bewohner der
polynesischen Jnselgebiete.
Iii. Dunkelhäutige, kraushaarige Neger, der südlichen Halbkugel entstammend, über
warme und gemäßigte Länder beider Halbkugeln verbreitet.
7. Neger Inner- und Südafrikas.
8. Neger Australiens (Melanefier, Tasmanier).
9. Australier.
Zu der Gruppe I gehören etwa 800 Millionen Menschen, zu Ii rund 600 Millionen
und zu Iii vielleicht 200 Millionen.
Für die menschliche Wirtschaft ist die körperliche Verschiedenheit der
Rassen von Bedeutung. Der kleine, leichte Chinese braucht zum Lebensunterhalt
erheblich weniger als der kräftigere Europäer, vermag dagegen nicht die gleiche
körperliche Kraft zu entfalten. Er scheint sich in jedem Klima wohl zu sühlen,
während der Mitteleuropäer das tropische Klima vielfach nicht zu ertragen ver-
mag. Man spricht daher auch von der „gelben Gefahr", d. h. von der Mög-
lichkeit der Verbreitung der Mongolen über die ganze Erde.
Von noch größerer Bedeutung ist die verschiedene geistige Veranlagung.
Der Neger wird infolge seines ungünstigen Schädelbaues nie die Kulturhöhe
der Weißen erreichen können. Die gelb- und braunfarbigen Völker zeichnen
sich vielfach durch ihren listigen, heimtückischen Charakter aus; der Nordeuropäer
ist gründlicher und langsamer als der hitzige, bewegliche Südeuropäer und
übertrifft ihn an Ausdauer. Aus diesen Unterschieden erklärt sich auch vielsach
das verschiedene Verhalten der Völker in wirtschaftlicher und politischer Beziehung.
*) Nach Friedrich Ratzel, Die Erde und das Leben.