1913 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Eckardt, Paul
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Handelsfachschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltkunde
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Tie Wellhandels-Artikel, Ii. Tierische Rohstoffe.
Bemerkenswert ist, daß von dem Verbrauch der Vereinigten Staaten allein
1 kg pro Kopf auf Kautabak entfällt gegen 80 g in Deutschland.
Deutschland erzeugt jährlich etwa (1911) 7—8 Milliarden Zigarren und
10 Milliarden Zigaretten, sowie rund 5000 t Kautabak, davon die Hälfte in
Nordhausen am Harz. Neben der Eigenproduktion an Tabak hatten wir 1911 noch
elne^ Einfuhr von 72 000 t Tnhnf Jip nnn 115 Mill. außerdem eine
Einfuhr von Zigarren und Zigaretten im Werte von^ .Il 15 Mill. notwendig.
Die Ausfuhr betrug nur Jio 7 Mill., da fast alle Staaten sich durch Tabak-
Monopole oder hohe Eingangszölle für Tabakfabrikate gegen die Einfuhr von
Tabakfabrikaten geschützt haben.
e) Handels- und Zollverhältnisse. Art des Handels. Der Rohtabak
wird im Großhandel nach Ursprungsländern, Provinzen und Ausfuhrhäfen
'unterschieden; auf diese Weise sind etwa 6—700 Spezialsorten entstanden. Die
wichtigsten Aussuhrsorten der Vereinigten Staaten sind Virginia und
Seedleas, sowie Kentucky, der hauptsächlich als Rauch- und Schnupftabak dient.
Die beste Sorte liefert Florida. Der Tabak wird in Kisten oder Fässern ver-
packt. Der Hauptmarkt findet in Louisville (Kentucky» statt, wo der Tabak
durch Auktionen oder unter der Hand verkauft wird. Als wichtigster Ausfuhr-
Hafen ist New Jork zu nennen; ein Drittel der Ausfuhr — vorwiegend
Schneidegut (Pfeifentabak) — geht nach England.
In Mittel- und Südamerika sowie in Niederländisch Indien wird
der Tabak in Seronen verpackt; das sind entweder Rinderhäute oder aus Bast
oder Schilf geflochtene Matten. Auf dem Ballen werden alsdann die wichtigsten
Merkmale angegeben.
So heißt z. B. auf einem Ballen aus Sumatra „Deli My M/H": der Tabak ist von
der Plantagengesellschaft Deli Maatschappn in der Plantage M als 3. Abladung gewonnen
worden.
In Havanna wird ein großer Teil des Tabaks zu erstklassigen Zigarren
verarbeitet (vgl. S. 135), die von bekannten Firmen wie Bock, Upmann usw.
hergestellt werden. Da zu ihrer Herstellung nur ausgesuchtes Material Ver-
wendung findet, wird dasür ein Preis bis zu M 5 pro Stück erzielt.
Der erste Markt der Welt für Tabakeinfuhr ist Bremen. Hier wurden
1910 etwa 60 000 t Tabak umgesetzt. Der stärkste Konkurrent ist Amsterdam,
erst dann solgen Hamburg, Rotterdam, Liverpool und London.
Der Tabakhandel ist sehr schwierig, da der Geschmack sich häufig ändert,
die Ernte sehr stark schwankt und die Steuergesetzgebung einen großen Einfluß
auf den Markt ausübt.
Steuer. So ging z. B. die Tabakeinfuhr nach Deutschland infolge der
1909 erfolgten bedeutenden Erhöhung der Tabakzölle und Steuern von
76000 t 1909 auf 65 000 t 1910 zurück, oder, auf den Kopf der Bevölkerung
berechnet, von 1,7 kg auf 1,4 kg.
Der Reinertrag dieser Zölle und Steuern betrug 1910 Jb 150 Mill. bei
einem Zollsatz von Jb 85,— sür 100 kg Rohtabak und einem Zuschlag von
40 % des Wertes. Die Banderolsteuer für Zigaretten beträgt ungefähr 13 %
des Wertes, für billige Sorten weniger, für teure mehr.