1913 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Eckardt, Paul
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Handelsfachschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltkunde
106 Die Welthandels-Artikel, Iii. Mineralische Rohstoffe.
in den drei wichtigsten Produktionsländern, die nach denselben Grundsätzen
aufgestellt ist wie die Roheisenerzeugungstabelle auf S. 100. Es betrug die
Kohlenförderung in Millionen t im Durchschnitt der Jahre:
Name des Landes 1891 95 1901 05 1910 Millionen Deutschland Millionen Deutschland Millionen Deutschland Tonnen | =1 Tonnen 1891 — 1 Tonnen 1891 — 1
Deutschland. . Verein. Staaten England . . . 100 1,0 j 160 1,6 185 1,8 ! 160 320 225 1,6 i 220 3/2 380 2,3 1 270 2,2 3,8 2,7
Das Bild, das sich uns hier zeigt, ist ein ganz ähnliches wie bei der
Roheisenerzeugung; die deutsche Förderung hat sich mehr als verdoppelt, die
amerikanische ebenfalls, die englische dagegen hat sich nur um die Hälfte vermehrt.
Dadurch ist der Unterschied in der deutschen und englischen Förderung im Lause
der letzten 20 Jahre ein verhältnismäßig geringer geworden.
Von der englischen Förderung wird 1u von den mittelenglischen Kohlen-
feldern im penninischen Gebirge geliefert; allein diese Menge von etwa 65 Mill. t
kommt der gesamten französischen und belgischen Produktion gleich. Das nord-
östliche Kohlenbecken bei Newcastle und das Lager in Wales liefern ungefähr
je V« der Gesamtsörderung. Das erstere dieser beiden Lager hat eine Mächtig-
keit von 1000 m und führt in 30 untereinander liegenden Flözen Kohle.
Das belgifch-nordfranzöfifche Lager befitzt ebenfalls eine Mächtigkeit
von 200—1000 m und erfüllt fast das ganze Ardennenvorland. Bei Namur
und Lüttich finden sich außerdem unter der Kohle noch Eisenerzlager.
In Rußland werden 3ii der Förderung von dem südrussischen Donezbezirk
geliefert, der größte Teil des Restes stammt aus dem polnischen Revier der
Grenze des oberfchlesischen Beckens.
Nimmt man an, daß die Kohle in dem gleichen Maße wie bisher gefördert
wird, so dürften nach verschiedenen Berechnungen die meisten europäischen Lager
in 100—300 Jahren erschöpft sein.
Verbrauch. Gab uns schon der Verbrauch von Roheisen ein ungefähres
Bild von dem Stande der Industrie eines Landes, so gilt dies in noch höherem
Maße von dem Kohlenverbrauch. Allerdings darf hierbei nicht vergessen werden,
daß die Art der Industrie von wesentlichem Einfluß auf den Kohlenverbrauch
ist. Das französische Gewerbe, das zum großen Teil Kunft-Jndustrie ist, ferner die
Herstellung feiner elektrischer Maschinen und Apparate, feiner Gewebe und
Spitzen werden einen verhältnismäßig viel geringeren Kohlenverbrauch bedingen
als die Großeisenindustrie oder die Herstellung großer Maschinen u. dgl.
Immerhin bietet uns der Kohlenverbrauch den besten zahlenmäßigen
Anhalt für den allgemeinen Stand der Industrie eines Landes. Er betrug im
Jahre 1910 auf den Kopf der Bevölkerung an Stein- und Braunkohlen in:
den Verein. Staaten . . 4,8 t Belgien.....3,2 t
England......4,0 „ Frankreich . . . . 3,4 „
Deutschland.....3,4 „ Österreich-Ungarn. . 1,0 „
Rußland und Japan 0,2 t