1913 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Eckardt, Paul
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Handelsfachschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltkunde
108 Die Welthandels-Artikel. Iii. Mineralische Rohstoffe.
Der Preis der Kohle ist infolge ihrer Eigenschaft als schweres Massengut
wesentlich von dem Ort des Handels, ferner auch von der Zeit des Kaufes
abhängig. Im Kohlenhandel sind Abschlüsse auf lange Zeit im voraus üblich,
um in den großen Industriebetrieben für längere Zeit die Selbstkosten der
Waren berechnen zu können.
Von größtem Einfluß ist natürlich der Frachtsatz auf den Schiffen und auf
der Eisenbahn. Die Verfrachtung auf dem Wasserwege hat den Vorzug er-
heblich größerer Billigkeit nicht allein während des Transportes, sondern auch
bei der Be- und Entladung infolge der großartigen Ladevorrichtungen in den
Kohlenhäfen. Bei dem Seetransport finden neben den Dampfern auch die
Segler umfangreiche Verwendung, vielfach baben die großen Kohlen-Jmport-
und Export-Häuser ihre eigene Kohlenflotte. Der Frachtsatz wird meist in sli
und d für die englische Tonne (1016 kg) ausgedrückt. Maßgebend sind dabei
die Frachtsätze von Cardiff oder Newcastle in England. England verdankt
seine Konkurrenzfähigkeit auf dem deutschen Markte in allererster Linie dem
Umstände, daß seine Kohlenwerke durchweg bequeme Verbindung mit der See
haben. Die Eisenbahnen haben den Kohlen in der Regel besonders billige
Frachtsätze zugebilligt, da die Verfrachtung z. B. in Deutschland allein an
Steinkohlen V* der gesamten Güterfrachten, nämlich 100 Mill. t jährlich (191 ()j
oder über 30000 Zehntonnenwagen täglich ausmachen.
Von besonderer Bedeutung für die Schiffahrt ist das bereits erwähnte
Fehlen der Kohle in den Tropen. Dadurch wird die Anlage von Kohlen-
stationen erforderlich, und in dieser Beziehung ist England allen anderen Ländern
der Welt weit überlegen, da es fast in allen Gebieten der Erde Inseln oder
Landesteile besitzt, auf denen große Kohlenvorräte zur Versorgung der Flotte
ausgestapelt sind.
Eine andere Folge dieses Kohlenmangels ist die Erschwerung der Anlage
von Industrie-Unternehmungen in den heißen Gegenden, da die meisten ohne
Kohle nicht betrieben werden können, die Beschaffung der nötigen Mengen aber
mit erheblichen Kosten verbunden sein würde.
C. Grdöl.
aj Entstehung. Da Erdöl oder Mineralöl eine ganz ähnliche chemische
Zusammensetzung hat wie die Kohle, nimmt man auch eine ähnliche Entstehung
an. Die Kohlenwasserstoffverbindung Erdöl ist wahrscheinlich das Ergebnis
verwester Fische, Reptilien, Schaltiere und dergl., die in abgeschlossenen Meer-
busen lebten oder in diese hineingeschwemmt wurden, von Sand*, Schlamm-
und Tonschichten bedeckt unter hohen Druck gerieten und sich so in das Erdöl
umwandelten. Im Karabugas-Busen des Kaspischen Meeres ist dieser Vorgang
heute noch zu beobachten.
Das Erdöl findet sich in der Erde meist nicht in Becken angesammelt, sondern hat
vielmehr poröses, d. h. lockeres Gestein durchtränkt und sickert an den tiefsten Stellen
einer Erdschicht aus diesem zusammen. Ist beim Erbohren des Öles erst einmal eine
solche Öllinie aufgefunden worden, so ist die weitere Auffindung von Erdöl-Quellen da-
durch wesentlich erleichtert.