1918 -
Leipzig
: List & von Bressensdorf
- Autor: Bartling, Konrad
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Handelsschule, Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Die Republik Frankreich.
536000 qkm (Deutschland 540000). 40 Mill. Einw. (= Preußen); 74 auf 1 qkm (D. = 120).
Lage, Grenzen. Frankreich umfaßt den west-
lichen Teil des europäischen Rumpfes. Breitenlage
42°—51° rt. 93r. ^ Florenz—köln, (Srfurtj.^yf
B. Frankreich vereinigt in seiner Lage in weit
höherem Maße als Deutschland die Vorzüge einer
See- und Landmacht.
1. An drei Seiten von wichtigen Kulturmeeren be-
grenzt, gewinnt es sowohl direkte Beziehungen zu dem nahe
gelegenen England und den anderen Nordseestaaten, als auch
zu den Randländern des Atlantischen Ozeans und des Mittel-
meeres. Im Gegensatz zur Iberischen Halbinsel ziehen sich durch
Frankreich leicht gangbare Naturwege von Küste zu Küste.
Nachweis!
2. Auch die drei Landgrenzen sind durch die Natur
größtenteils ausgezeichnet geschützt. Sw.: Pyrenäen
gegen Spanien; £).: Westalpen, Schweizer Jura und Wasgen-
wald gegen Italien, die Schweiz, Deutschland; nur im No.
offene, aber durch starke Festungen beschirmte Grenzen gegen
Deutsch-Lothringen, Luxemburg, Belgien.
Küsten. Die Küsten Frankreichs sind durchweg
nur wenig gegliedert und weisen daher nur eine geringe
Zahl guter Seehäfen auf.
Die besten Hafenküsten:
1. Die kleinbuchtige Steilküste der Provence, die
wintermilde Riviera. Hier liegt der wichtigste Hafen Frank-
reichs: Marseille (schon um 600 v. Chr. gegründet). Er
steht durch das Rhonetal in guter Verbindung mit dem Hinter-
lande, während die übrigen Plätze (wie Nizza, Cannes, Toulon)
durch Gebirge vom Biuueulande abgeschlossen sind.
g. Die Granitküste der Bretagne. Hier liegt der
Kriegshafen Brest; ein erstklassiger Handelshafen hat sich hier
nicht entwickelt, weil das unmittelbare Hinterland wirtschaftlich
von geringer Bedeutung ist. f
Im übrigen ist Frankreich wie auch Deutschland
in der Anlage von Häfen auf die Strommündungen
angewiesen: Bordeaux (Garonne), Nantes—st. Nazaire
(Loire), Le Havre (Seine). Cherbourg ist ein mit großen
Kosten geschaffener Kriegs- [und Handelshafen.
Bodenaufbau. Frankreichs Bodengestalt ist der
Deutschlands ähnlich. Hochgebirge besitzt es nur an
den Grenzen: Westalpen, Pyrenäen. Die tiefe Furche
des Rhonetals und die Senke des Kanals du Midi
scheiden sie von dem französischen Zentralplateau, der
Fortsetzung der mitteldeutschen Gebirgsschwelle.
Das französische Zentralplateau bricht mit den
Cevennen steil gegen die Rhonefurche ab, während es
sich nach N. und W. allmählich abdacht. Wirtschaftlich
Deutschland: das Kernland des
europäischen Rumpfes. Breite 47°—
56°!
D. hat nur im N. Seegrenzen.
Vgl. zudem die Handelsbedeutung
dieser Meere mit den Grenzmeeren
Frankreichs! Auf welche Weise ist
es D. nur möglich geworden, am
Mittelmeerhandel sich hervorragend
zu beteiligen? Beachte, daß Genua,
Venedig, Barcelona Ausgangshäfen
deutscher Schisfahrtslinien sind!
Vgl. damit die Ungunst der
ausgedehnten Landgrenzen Deutsch-
lands! Wo sind sie gänzlich nnge-
schützt? Beachte, daß die französischen
Gebirgsgrenzen auf den Käminen
der Zentralketten verlaufen! Wie
ist es bei der deutschen Alpengrenze,
beim Erzgebirge?
D. hat nur an der Ostseite des
schmal gestaltetenschleswig-Holstein
wirklich gute Naturhäfen.
Vgl. die Lage von Emden, Bre-
men, Hamburg, Lübeck, Rostock,
Stettin, Danzig. Königsberg!
Vgl. Wilhelmshaven!
D. umfaßt zwar auch im all-
gemeinen 3 Landstufen, aber im
einzelnen tritt eine viel größere
Mannigfaltigkeit im Bodenaufbau
hervor.