1917 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Eckardt, Paul, Osbahr, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
92 Iii. Teil, Zweiter Abschnitt.
In Rußland wird das Erdöl am Ostrande des Kaukasus bei Baku am
Kaspischen Meer gewonnen. Unter den übrigen Erzeugungsgebieten besitzen
Niederländisch-Jndien (Sunda-Jnseln), Rumänien und Galizien mit ungefähr
je tl30 der Weltproduktion die größte Bedeutung.
Deutschland gewinnt im nordwestdeutschen Tieflande etwas Erdöl; der
Mittelpunkt des Gebietes ist Wietze in der Lüneburger Heide. An der Gesamt-
erzeugung haben wir bisher nur mit 0,3 °/0 Anteil.
c. Gewinnung und Verwendung. Das Erdöl fließt aus den bis
zu 1500 m tiefen Bohrlöchern von selbst aus oder wird mittels Pumpen aus
ihnen gewonnen. Das Rohöl oder Naphtha ist eine dickflüssige, braunschwarze
bis grünliche Masse, die sich sehr leicht entzündet. Es wird von den Öl-
brunnen aus durch lange Röhrenleitungen zu großen Behältern (Tanks) geleitet,
in denen die verschiedenen Bestandteile wie Benzin, Leuchtöl (Petroleum) und
Rückstände durch Erhitzen gewonnen werden.
Die bei der allmählichen Erwärmung sich entwickelnden Dämpfe werden aufgefangen
und durch Abkühlung verflüssigt. So gewinnt man nacheinander: Gasolin, Benzin, Leucht-
öl (Petroleum), Schmieröle. Aus dem Rückstand (Masut) wird noch Heizöl, Paraffin,
Asphalt und Pech hergestellt.
Die schweren Öle werden in Rußland und Kalifornien als Heizöl für
Maschinen verwandt. Neuerdings werden auch auf Schiffen Versuche mit Öl-
feuerung gemacht.
d. Erzeugung, Verbranch, Cin- und Ausfuhr. Über den Anteil
der wichtigsten Erzeugungsländer an der Weltproduktion vgl. oben. Die
45 Mill. t jährlicher Gewinnung haben einen Wert von rund M 1000 Mill.
Diese Summe entspricht somit der gesamten Welternte von Kaffee oder Tabak
oder der Hälfte der Goldgewinnung.
In Deutschland ist die Erzeugung von 6000 t (1881/85) auf 140000 t
(1912) gestiegen, dagegen hat sich der Verbrauch von 70000 t (1806/70) auf
1 Mill. t (1912) oder, auf den Kopf der Bevölkerung berechnet, von 1,9 kg
auf 15 kg gehoben. Für Leuchtöl, Benzin und Schmieröle hatten wir 1913
M 170 Mill. an das Ausland zu zahlen, wovon über die Hälfte den Ver-
einigten Staaten zufloß.
e. Erdölhandel. In Deutschland sind die wichtigsten Handelsplätze
sür Petroleum (Leuchtöl) Berlin und Stettin. Hamburg, Königsberg und Danzig
stehen an Bedeutung hinter ihnen zurück. Der ganze Erdölhandel wurde bis
zum Kriege auch in Deutschland durch die „Standard Oil Company", die den
amerikanischen Handel völlig in der Hand hat, stark beeinflußt.
Von den Vereinigten Staaten aus gelangt das Erdöl über Neuyork in
großen Tankschiffen zum Versand. In Rußland wird es durch eine 900 km
lange Rohrleitung von Baku nach Batum geleitet und von hier aus über das
Miltelmeer in fremde Länder befördert, oder es gelangt von Baku aus auf
dem Kaspischen Meer und der Wolga nach Jnner-Rußland.