1917 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Eckardt, Paul, Osbahr, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
108 Iii. Teil, Dritter Abschnitt.
Deutschland zahlte 1912 für die wichtigsten Rohstoffe in Mill. Mark für:
Hauptlieferer:
Baumwolle 600 Verein. Staaten, Ägypten, Britisch-Jndien
Wolle 450 Australien, Argentinien
Seide 200 Italien, Frankreich
Jute 75 Britisch-Jndien
Flachs 70 Rußland
Hanf 30 Rußland, Italien
zusammen somit M 1425 Mill., wozu noch für die aus Baumwolle, Holz usw.
hergestellte Kunstseide M 25 Mill. kamen. Die Zahlen beweisen, in welchem
Maße wir in dem Bezüge der Rohstoffe unserer Faserstoffindustrie vom Aus-
lande abhängig sind.
B. Die Erzeugnisse 6er faferstoffinduftm.
\. Die Herstellungsverfahren.
a. Garn. Die Fasern der Rohstoffe müssen zunächst von allen Fremd-
körpern, wie Holzteile bei Hans, Flachs und Jute, Kerne bei der Baumwolle,
befreit und dann gereinigt werden. Die Seide allein kann ohne weiteres vom
Kokon als fertiger Faden abgewickelt und dabei mit mehreren anderen Fäden
durch Erwärmen zusammengeklebt werden. Bei den übrigen Rohstoffen werden
die mehr oder minder kurzen Fasern in Maschinen in gleiche Richtung gelegt
(gekrempelt) und das Verfahren so oft durch Kratzen, Streichen, Strecken und
Verdoppeln wiederholt, bis der gewünschte Zweck erreicht ist. Dieser Vorgang
erfordert die meiste Arbeit bei der Baumwolle, die wenigste bei den langfaserigen
Rohstoffen Jute, Flachs und Hanf. Aus dem so erhaltenen Vorgarn wird
durch Zusammendrehen der Fasern das eigentliche Garn gesponnen, was heute
fast ausschließlich auf Spinnmaschinen (Flyer, Selsaktor) geschieht. Werden
mehrere Fäden zusammengedreht, so entsteht der Zwirn.
d. Gewebe. Sie werden aus den Fäden gebildet, indem man zwei
Fäden, von denen der Längsfaden als Kette, der Querfaden als Schuß be-
zeichnet wird, rechtwinklig kreuzt und dadurch deren Verschiebung gegeneinander
verhindert. Die Kreuzungsstelle heißt Bindung. Werden vom Schußfaden ein
oder mehrere Fäden übersprungen, so entstehen durch die verschiedenen Bin-
düngen gemusterte Stoffe. Beim Wirken werden die Stoffe dadurch erzeugt,
daß ein oder mehrere Fäden umeinander herumgeschlungen werden (Trikot,
Strickwaren).
c. Die Verschönerungstechnik. Die Web- und Wirkwaren werden
dem Gebrauchszweck oder dem Geschmack entsprechend zum Teil weiter bearbeitet
(verschönert). Hierher gehören das Rauhen bei Tuch, das Verfilzen, Jmpräg-
nieren (wasserdicht machen). Glänzen und Glätten. Wichtig ist weiter das
Bleichen in natürlicher (Sonnen-) oder künstlicher Bleiche, sowie das Appretieren,
d. h. das Behandeln der Stoffe mit einer Art Stärke. Während diese Arbeiten